Für Sie notiert: Tierversuche und ein Hinweis zu Übergewicht

Heute habe ich zwei Nachrichten zu Tierversuchen in der Medizin und eine dritte Meldung zum Thema Übergewicht.

Tierversuchszahlen auf Rekordhoch:

So viele Tierversuche wie vor 20 Jahren Mehr als 2,6 Millionen Tiere wurden im Jahr 2007 in Deutschland für Tierversuche verwendet, etwa 100000 mehr als im Vorjahr. Damit erreichen die heute vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz herausgegebenen Statistiken einen Wert wie vor 20 Jahren.

Seit Beginn der offiziellen Statistiken im Jahr 1989 hatte die Zahl der im Labor getöteten Tiere zunächst von 2,6 Millionen auf 1,5 Millionen Tiere im Jahr 1997 abgenommen. Seither ist wieder ein kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen.

Dies ist vor allem auf die Gentechnik zurückzuführen, in der immer mehr Mäuse ihr Leben lassen müssen. 2007 wurden 498269 gentechnisch verändert Mäuse verwendet, 32 Prozent mehr als im Vorjahr. "Arzte gegen Tierversuche e. v.", eine Vereinigung von mehreren Hundert Medizinern und Wissenschaftlern, die den Tierversuch aus ethischen und medizinischen Gründen ablehnen (Tel. 089/3599349, Fax 089/35652127, E-Mail: info@ aerzte-gegen-tierversuche.de, Internet: www.aerzte-gegen-tierversuche.de), fordert von der Bundesregierung, konkrete Schritte einzuleiten, um den Aufwärtstrend zu stoppen.

"Die Politik muss endlich erkennen, dass die medizinischen Probleme unserer Zeit nicht durch noch so viele Tierversuche zu lösen sind", ist Dr. med. vet. Corina Gericke von "Arzte gegen Tierversuche" überzeugt. Mit einem ungeheueren Aufwand werden Millionen Tiere und Milliarden Steuergelder verforscht, doch die Durchbrüche bei der Bekämpfung menschlicher Erkrankungen bleiben aus.

"Es ist Zeit, endlich eine Kehrtwende einzuleiten und modernen, tierversuchsfreien Forschungsmethoden den Vorzug zu geben", so Gericke weiter. Als besonders alarmierend bezeichnet der Ärzteverband den drastischen Anstieg bei den Primaten. Im Jahr 2007 wurden 2487 Affen verwendet, 636 mehr als im Jahr zuvor. Auch stieg die Zahl der Katzen von 586 auf 802, die Zahl der Hunde von 4260 auf 4794 und die der Pferde von 641 auf 2546.

Drei Jahre nach der TGN1412-Pharma-Katastrophe: Tierversuche versprachen falsche Sicherheit

Genau drei Jahre ist es her, seit sechs junge Männer in einem Londoner Krankenhaus um ihr Leben kämpften, kurz nachdem sie als erste Menschen ein neues Medikament eingenommen hatten. Der Wirkstoff TGN1412, der bei den zuvor völlig gesunden Medikamententestern zu lebensgefährlichen Organschäden führte, war intensiv in Tierversuchen getestet und für sicher befunden worden.

Der monoklonale Antikörper TGN1412 der Würzburger Firma TeGenero sollte ein Wundermittel gegen Multiple Sklerose, rheumatische Arthritis und andere Immunkrankheiten werden. Doch anstatt das Immunsystem zu hemmen, löste er bei den Probanden eine überschießende Reaktion aus. Leber, Nieren und andere Organe versagten. Buchstäblich in letzter Sekunde konnten alle sechs Medikamententester gerettet werden, doch erlitten sie mehr oder weniger starke Folgeschäden. Ein Mann verlor einige Finger und Zehen. Die zuvor durchgeführten Tierversuche an Javaner- und Rhesusaffen, Kaninchen und Ratten waren problemlos verlaufen. Die Firma TeGenero ging in Konkurs.

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche warnt seit Jahren davor, sich bei der Arzneimitteltestung auf Tierversuche zu verlassen. »Die immer wieder auftretenden Arzneimittelkatastrophen sind ein Beweis für die Unzulänglichkeit der Methode Tierversuch«, erklärt, Dr. med. vet. Corina Gericke, Sprecherin von Ärzte gegen Tierversuche.

Erst im Oktober 2008 wurde die Schlankheitspille Acomplia wegen schwerer Auswirkungen auf die Psyche vom Markt genommen. Mindestens fünf Menschen hatten sich das Leben genommen. Das Herzmedikament Trasylol wurde 2007 zurückgezogen. Es hatte zu schwerwiegenden Nierenschäden, Herzversagen und Schlaganfällen mit Todesfolge geführt. Bei Testpatienten, die den neuen Cholesterin-Senker Torcetrapib eingenommen hatten, kam es zu vermehrten Todesfällen und erhöhtem Blutdruck. Die Studien wurden abgebrochen. Cholesterin-Senker Lipobay und Schmerzmittel Vioxx sind weitere bekannte Beispiele von Medikamenten, die wegen unvorhergesehener schädlicher Wirkungen beim Menschen vom Markt genommen werden mussten.

»Schlagzeilenträchtige Pharmaskandale sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs«, weiß Gericke. Jedes Jahr sterben allein in Deutschland rund 60.000 Menschen an unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln.

Die Patienten haben ein Recht auf die beste medizinische Versorgung, die nach Ansicht der Ärzte gegen Tierversuche jedoch niemals mit Versuchen an Tieren erreicht werden kann. Mit dem Hineinpumpen von Steuergeldern in tierexperimentelle Arbeiten würden wertvolle und die Medizin voranbringende tierversuchsfreie Forschungen blockiert. »Auch drei Jahre nach der TGN1412-Katastrophe hat man nichts gelernt und vertraut nach wie vor auf wissenschaftlich unzuverlässige Tierversuche«, klagt Tierärztin Gericke. Die Ärztevereinigung dringt auf eine humane und effektive Forschung und Wissenschaft, die nur ohne Tierversuche funktionieren kann.

Dicke Eltern - dicke Kinder: Abnehmen nur gemeinsam

An der Adipositas-Therapie eines Kindes sollte die gesamte Familie teilhaben. Diese Notwendigkeit stützt eine Studie, wonach ein enger Zusammenhang zwischen dem Gewicht des Kindes und dem seiner Eltern und Geschwister besteht.

Besonders wichtig ist demnach das Einbeziehen der Mutter in das Abspeck-Programm. Denn der Zusammenhang zwischen ihrem BMI (Body-Mass-Index = Kärpermasse-Index) und dem ihrer Kinder ist besonders stark und verändert sich auch nicht mit deren Heranwachsen. Gerade bei Jugendlichen sollte aber der Vater ebenfalls nicht außen vor bleiben, weil der Einfluss seines Körpergewichts umso mehr zunimmt, je älter der Nachwuchs wird.

Dass auch eine Beteiligung der Geschwister wünschenswert wäre, unterstreicht ein weiteres Ergebnis: Die Forscher fanden eine Wechselbeziehung des BMI zwischen Brüdern und Schwestern heraus, die bei den ältesten Jugendlichen am größten war. Zudem stellte sich heraus, dass sich auch die Eltern untereinander ähneln.

Als Ursachen für diese Zusammenhänge wird vermutet, dass die Eltern nicht nur ihre Veranlagung weitergeben, sondern auch als Vorbilder bei Essen und Bewegung fungieren. Von der Mutter kommen Einflüsse während der Schwangerschaft hinzu, die sich abschwächen, je älter die Kinder werden. Die EItern wiederum gleichen sich untereinander durch die Auswahl in der Partnerschaft und das Leben in einer gemeinsamen Umwelt.

Quelle: Ärzte Zeitung