Gentechnik: Unkontrollierbar, hochriskant und schädlich (5)

Ich möchte heute eine schon vor längerer Zeit begonnene Serie über die Risiken der grünen Gentechnik fortsetzen. Die ersten 4 Briefe zu diesem Thema können sie im Internet-Archiv der Gesundheitsbriefe nachlesen:

Gentechnik: Unkontrollierbar, hochriskant und schädlich (1)
Gentechnik: Unkontrollierbar, hochriskant und schädlich (2)
Gentechnik: Unkontrollierbar, hochriskant und schädlich (3)
Gentechnik: Unkontrollierbar, hochriskant und schädlich (4)

Gentechnik ist eine Risikotechnologie. Eine aufmerksame Beobachtung und Kritik der meist im Verborgenen durchgeführten Forschungen der Industrie ist dringend nötig, um die Menschen darüber zu informieren, was in den abgeschlossenen Labors und danach auf den Feldern vor sich geht. Nur so kann sich Widerstand formieren gegen Entwicklungen, deren Folgen unabsehbar, unkontrollierbar und unumkehrbar sind.

Gentechnisch veränderte Lebensmittel: ungeklärte Risiken für die Gesundheit

Die neue Qualität der Gentechnik besteht im Vergleich zu klassischen Züchtungsverfahren darin, dass einzelne Gene isoliert, artübergreifend miteinander kombiniert und in Empfängerorganismen eingebaut werden können. Das ist möglich, weil das Erbmaterial bei allen Lebewesen – bei Menschen, Tieren, Pflanzen oder Mikroorganismen – nach dem gleichen Muster ("Code") aufgebaut ist.

Durch Gentechnik treten Gene und die entsprechenden Produkte in der Nahrung auf, die der Mensch, obwohl ein Omnivor (Allesfresser), bislang nicht im Essen hatte. So wird etwa die Insektenresistenz bei Mais dadurch erzielt, dass Erbmaterial von Bodenbakterien in die Maispflanze eingebracht wird.

Unzureichende Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Lebensmittel

Gentechnisch veränderte Lebensmittel durchlaufen ein Zulassungsverfahren, bevor sie auf den Markt und in den Magen kommen. Jedoch testen in der Regel die Hersteller selbst die Sicherheit ihrer Produkte. Über Fütterungsversuche wird ermittelt, welche Auswirkungen der Verzehr des von der gentechnisch veränderten Pflanze gebildeten Proteins auf Versuchstiere hat. Sie dauern in der Regel 30 Tage und werden zumeist an Mäusen oder Ratten durchgeführt. Das Problem dabei ist: Die Ergebnisse von Tierversuchen sind nicht auf Menschen übertragbar. Zudem entsprechen die in den Zulassungsanträgen zitierten Versuche in Design, Umfang und Dauer zumeist nicht den Erfordernissen, die an aussagekräftige Untersuchungen zu stellen sind. Der Großversuch mit Menschen, ob gentechnisch veränderte Lebensmittel sicher sind oder nicht, läuft deshalb außerhalb des Labors – und ohne jede Einwilligung der menschlichen Testpersonen.

In weiteren Versuchsreihen wird nach bekannten Allergenen bzw. dem allergenen Potential der Gentech-Pflanzen gesucht. Dabei werden die nach der neuen Geninformation hergestellten Eiweiße mit bekannten Allergieauslösern verglichen, und es wird in Testsystemen beobachtet, wie sich das neue Eiweiß verhält. Da nur vom bereits Bekannten auf das Unbekannte geschlossen werden kann, besteht folgende Gefahr: Sollte etwas völlig Unbekanntes auftauchen, würde es möglicherweise nicht einmal bemerkt werden, da es durch die angewandten Testraster fällt.

Neue Allergien und Antibiotikaresistenzen durch gentechnisch veränderte Lebensmittel?

Im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln werden in erster Linie zwei Gesundheitsrisiken diskutiert: das Entstehen neuer Allergien und weiterer Antibiotikaresistenzen.

Die in verschiedene Nutzpflanzen – bisher hauptsächlich in Soja, Mais, Raps und Baumwolle – neu eingebrachte Erbinformation produziert Proteine. Proteine sind potentielle Allergieauslöser, und Lebensmittelallergien beruhen auf einer Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Proteinen. Darüber hinaus kann die gentechnische Veränderung auch zu unerwarteten Veränderungen im Stoffwechsel der Pflanzen führen, die die Sicherheit und Qualität der daraus hergestellten Lebensmittel beeinträchtigt.

Ein weiteres mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln verbundenes Problem sind die in eine Vielzahl von Pflanzen eingebauten Antibiotikaresistenzgene. Diese werden als sogenannte Markergene benutzt, mit deren Hilfe festgestellt werden soll, ob die an der Pflanze vorgenommene Genmanipulation erfolgreich war. Die Antibiotikaresistenzgene können sich auf Bakterien im menschlichen Darm übertragen. Dadurch besteht die Gefahr, dass immer mehr Antibiotika unwirksam werden.

Wie sich der Verzehr gentechnisch veränderter Pflanzen auf die menschliche Gesundheit auswirkt, wird nirgends auf der Welt untersucht. Folgerichtig stellt die EU-Kommission fest: Auf der Basis vorhandener Forschungen können keine Aussagen über Gesundheitseffekte gentechnisch veränderter Organismen getroffen werden – außer die, dass sie nicht akut toxisch sind. Der Grund:

Es sind dazu keine Daten erhoben worden.

Wenn die Hersteller genmanipulierter Lebensmittel behaupten, ihre Produkte seien die am besten getesteten Lebensmittel überhaupt, so ist das Unsinn. Ihre möglichen subtoxischen, chronischen oder allergenen Wirkungen auf den Menschen sind bisher nicht erfasst worden. Die am besten getesteten Lebensmittel sind die, die Menschen seit Generationen verspeisen. Nicht die Gentech-Lebensmittel, die Labortiere über wenige Wochen vorgesetzt bekommen oder die in Zellkulturen getestet werden.

Das bei den meisten herbizidresistenten Pflanzen eingesetzte Breitbandherbizid Roundup und sein Wirkstoff Glyphosat schädigt nicht nur Pflanzen, sondern zeigt auch toxische Wirkungen auf den Menschen.

Leere Versprechen

Viele Gruppierungen – und es sind wirklich viele, wie man leicht via Google herausfinden kann - machen schon seit Jahren auf die potenziellen Gefahren einer Landwirtschaft mit Gentechnik aufmerksam. Ihre Folgen sind – milde formuliert - nicht absehbar: weder für unsere Gesundheit noch für die Tierwelt noch für unsere Umwelt.

So stimmt schon eine der Grundannahmen  der Gentechnik nicht: ein Gen habe nur eine Wirkung. Die Wissenschaftler können weder den genauen Ort, wo das Gen in die Erbsubstanz der Pflanze eingebaut wird, noch die Wechselwirkungen mit anderen Genen und Proteinen gezielt steuern.

Kein Wunder, dass es beim Anbau von Gen-Pflanzen immer wieder zu überraschenden Nebenwirkungen kommt: Die Stängel von Gen-Soja platzen bei Dürre und Hitze auf oder Gen-Pappeln blühten zum falschen Zeitpunkt.

Einmal in die Umwelt freigesetzt, sind Gen-Pflanzen nicht mehr rückholbar.

Sie stellen eine Gefahr für das ökologische Gleichgewicht und die menschliche Gesundheit dar. Der großflächige Anbau von Gen-Pflanzen in Nordamerika und Argentinien macht dies drastisch deutlich: höherer Pestizidverbrauch, Entstehung von Superunkräutern, Schädigung von Nützlingen, Verdrängung traditioneller Pflanzenarten und damit die Gefährdung unserer Artenvielfalt. Dabei wurde gerade der geringere Verbrauch an Pestiziden und Herbiziden als DER ökologisch wertvolle Beitrag für den Einsatz der Gentechnik gepriesen.

Dass sich Gen-Pflanzen nicht kontrollieren lassen, bekommen auch Verbraucher durch wiederkehrende Lebensmittelskandale zu spüren. Etwa über verunreinigtes Saatgut landen Gen-Konstrukte wie der weltweit nicht zugelassene Gen-Reis von Bayer in unserem Kochtopf. Nicht nur Greenpeace fordert daher von der Politik, über starke gesetzliche Regelungen die konsequente Reinhaltung unseres Saatguts und unserer Lebensmittel zu verfolgen.

Verbraucher lehnen aufgrund der Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit Gen-Food ab. Ihr Verdienst ist, dass unsere Supermärkte kaum gentechnisch veränderte Produkte anbieten. Durch die Hintertür bekommen wir die Gentechnik allerdings doch aufgetischt. Denn: Lebensmittel wie Milch, Eier, Fleisch von Tieren, die gentechnisch verändertes Futter bekommen haben, müssen nicht gekennzeichnet werden.

Auch die Mehrheit der Landwirte in Deutschland will keine Gen-Pflanzen auf dem Acker.

Sie wissen: Der Anbau lohnt sich nicht. Weltweit konzentriert sich der Anbau auf wenige Länder und auf wenige gentechnisch herbeigeführte Eigenschaften. In der Praxis versagen Gen-Pflanzen nach wenigen Jahren, es bleiben hohe Saatgutpreise und ein erhöhter Bedarf an Pestiziden - ein ökologisches und ökonomisches Desaster. Die Versprechen der Gentechnikindustrie mit höheren Erträgen den Welthunger bekämpfen zu können, sind zudem längst widerlegt, obwohl gerade dieses Argument immer noch gebetsmühlenartig wiederholt wird.

Anders hingegen die Agrarindustrie und die großen Verbände. Sie fordern das schnelle Zulassen weiterer GVO-Pflanzen und -Produkte.

Die Agrarindustrie fordert schnelle Gentechnik-Genehmigungen

Die Agrarindustrie fordert eine rasche Genehmigung von acht gentechnisch veränderten Pflanzen. Diese müssten so bald wie möglich in die EU importiert und hier als Futter- und Lebensmittel verwendet werden dürfen, verlangten drei Verbände per Pressemitteilung.

Bei den Gentechnik-“Events“ handelt es sich um den Mais MON 87460, die Sojapflanzen MON87705 und MON87708 sowie den Raps GT73 des US-Konzerns Monsanto, den Mais T25 und die Baumwolllinie T304-40 von Bayer Cropscience, die Soja DP-305423 von Dupont-Pioneer und die Soja BPS-CV127-9 von BASF. Falls der Import nicht schnell genehmigt werde, drohten „Knappheit“ und „Handelsunterbrechnungen“, so die Verbände COCERAL, FEDIOL und FEFAC, die Agrarhändler, Öl- und Futtermittelhersteller repräsentieren.

Eine Anmerkung von mir: Alle Verbände – gleich welche – neigen zu Überdramatisierungen. Für den Fall, dass unsere Nutztiere vom Hungertod bedroht sind, falls die Genehmigungen nicht bald erteilt werden, kann bestimmt keine Rede sein. Den Beweis bleiben die Verbände übrigens schuldig. Ich habe trotz intensiver Recherchen auch keine Hinweise zur Notwendigkeit gefunden.

Gentechnik-Pflanzen im „Paket“ mit Herbiziden

Sechs der acht Gentechnik-Pflanzen sind resistent gegen Herbizide, die von den gleichen Unternehmen verkauft werden (Glyphosat, Glufosinat, Dicamba oder Imidazolinon). Eine, die Baumwollpflanze von Bayer, produziert zusätzlich noch ein Gift gegen Insekten. Nur drei haben eine Eigenschaft, die nichts mit Gift zu tun hat: die Soja von Pioneer weist einen veränderten Ölgehalt auf (gleichzeitig ist sie allerdings gegen ALS-Herbizide resistent, das eingeschleuste Gen dient als Marker). Bei der Monsanto-Soja wurde am Fettgehalt gedreht (zusätzlich zur Glyphosat-Resistenz) und eine andere Soja des US-Agrochemieriesen soll bei Trockenheit widerstandsfähiger sein (außerdem trägt sie ein Antibiotika-Resistenzgen als Marker). Das funktioniere allerdings nur bei moderater Dürre – und auch dann nur „bescheiden“, wie die unabhängige US-Wissenschaftsorganisation Union of Concerned Scientists im Jahr 2012 zu bedenken gab. Der Verein Testbiotech aus München warnt außerdem vor unbeabsichtigten Effekten durch die permanente Produktion eines bakteriellen Stressproteins in der Pflanze.