Gegen die Zulassung von Glyphosat

Vor einigen Wochen hat die europäische Chemikalienagentur ECHA eine Risikobewertung zu Glyphosat veröffentlicht, nach der das aggressive Pflanzengift nicht krebserregend sein soll. Europäische NGOs haben der EU-Behörde vorgeworfen, industrienahe “Monsanto-Papiere” völlig unkritisch übernommen zu haben. Jetzt zweifelt ein Krebsforscher die Korrektheit dieser Bewertung an, er fand acht “übersehene” Tumorbefunde, die darin nicht berücksichtigt worden sind. Damit gibt es nun 21 statistisch signifikante Krebsbefunde.  Und die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO warnt schon seit Jahren vor dem Gift.

Eine Hintergrund-Geschichte über Glyphosat

Vor einigen Wochen hat die europäische Chemikalienagentur ECHA eine Risikobewertung zu Glyphosat veröffentlicht, nach der das aggressive Pflanzengift nicht krebserregend sein soll. Europäische NGOs haben der EU-Behörde vorgeworfen, industrienahe “Monsanto-Papiere” völlig unkritisch übernommen zu haben. Jetzt zweifelt ein Krebsforscher die Korrektheit dieser Bewertung an, er fand acht “übersehene” Tumorbefunde, die darin nicht berücksichtigt worden sind. Damit gibt es nun 21 statistisch signifikante Krebsbefunde.  Und die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO warnt schon seit Jahren vor dem Gift.

Sie hat nicht nur ein paar einzelne Studien herausgepickt, sondern eine ganze Monographie aus 1.000 Studien zusammengestellt, in der sich ein stabiler Trend ausmachen lässt, nach dem Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend eingestuft werden muss. Diese Ergebnisse sehen also ganz anders aus als der Schluss, zu dem die ECHA kommt, dass Glyphosat nämlich unbedenklich sein soll. Allerdings hat die Kommission vor zwei Wochen auf dieser Basis grünes Licht für eine Zulassung des Giftes für weitere zehn Jahre signalisiert.

Diese Geschichte hat einen Hintergrund: Vor genau einem Jahr lief die Zulassung für Glyphosat aus. Der Widerstand vonseiten der Zivilgesellschaft in den Mitgliedstaaten war enorm, um die Verlängerung für die Zulassung sah es plötzlich denkbar schlecht aus.

Zeitgleich verhandelte der Chemieriese Bayer im größten Deal der deutschen Wirtschaftsgeschichte die Übernahme des US-Lebensmittelkonzerns Monsanto.

Der Clou: Beide Großkonzerne stellen das Pflanzengift Glyphosat her. Just zu diesem Zeitpunkt legte die Kommission die Entscheidung über die Zulassung des Pflanzengifts auf Eis – offenbar wollte man Gras über die Sache wachsen lassen und auf einen geeigneten Zeitpunkt warten.

Der ist jetzt gekommen: Der Bayer-Monsanto-Deal ist auf Schiene und die ECHA hat grünes Licht für Glyphosat und damit dessen ungezügelten Einsatz gegeben. Diese Bewertung kam sehr viel früher heraus als sie hätte müssen. Offenbar steigt die Nervosität und dabei zeichnet sich jetzt ein Wettrennen ab: Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten können die Glyphosat-Entscheidung auf Basis dieser Risikobewertung nun sehr viel schneller treffen als geplant, und offenbar soll das unbedingt passieren, noch bevor die Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat eine Million Unterschriften erreicht hat. Wenn das der Fall ist, muss sie nämlich angehört werden und die Kommission muss darauf auch antworten – das würde die Verlängerung wieder unsicher machen und das will man um jeden Preis verhindern.

Die BürgerInneninitiative gegen Glyphosat liegt nun bei knapp 800.000 Unterschriften und läuft noch zwei Wochen. Die Initiative fordert, dass die ECHA ihr Urteil zurückzieht, zurück auf null geht und diese “übersehenen” Tumorbefunde in die Risikobewertung aufnimmt. Davor darf die Zulassung keinesfalls verlängert werden.

GLYPHOSAT STOPPEN

Die Europäische Bürgerinitiative (EBI) ruft die Europäische Kommission dazu auf, den Mitgliedstaaten ein Verbot von Glyphosat vorzuschlagen, das Genehmigungsverfahren für Pestizide zu reformieren und EU-weit verbindliche Reduktionsziele für den Einsatz von Pestiziden festzulegen.

Hier können Sie die Europäische BürgerInneninitiative unterstützen:  https://stopglyphosate.org/de/

Das Gift und die Gier

Die Doku „Code of Survival“ (Kinostart. 1. Juni 2017) liefert Fakten über die weltweiten Zerstörungen durch industrialisierte Landwirtschaft, über den Einsatz von Gentechnik und Pestiziden. Der Dokumentarfilmer Bertram Verhaag glaubt dabei fest, dass das Ende der Gentechnik bevorsteht und hofft auf Widerstand.

Schon zwei Mal hat der US-Konzern Monsanto versucht, den Filmemacher zu verklagen. Ohne Erfolg. So redet Bertram Verhaag auch im zehnten Film seiner Gentechnik-Reihe Klartext, fragt nach dem „Code of Survival“ für unseren geschundenen Planeten und liefert Fakten über die globale Zerstörung durch die industrielle Landwirtschaft.

Krankes Vieh, dessen Fleisch dem Menschen schadet

Eindringlich zeigt er das Resultat von Pestizid-Einsätzen wie Glyphosat mit allen Konsequenzen: vergiftete Böden, resistentes Superunkraut, verseuchtes Getreide und krankes Vieh – dessen Fleisch dem Menschen schadet. Dass der Unternehmensriese Bayer gerade dabei ist, Monsanto zu schlucken, lässt für die Zukunft in Deutschland nichts Gutes erwarten. Dennoch ist der Dokumentarfilmer vom „Ende der Gentechnik“ überzeugt und hofft auf Widerstand.

Schon die Bilder der Giftspritzung auf den Feldern schockieren. Verhaag entlarvt die Behauptung, Gentechnik sei notwendig, um die Menschheit zu ernähren, als Lüge – lässt aber durchaus auch Befürworter dieser Technik zu Wort kommen. Jane Goodall, berühmt für ihre Verhaltensforschung an Schimpansen, bringt es auf den Punkt, wenn sie die „Gier“ der Firmen geißelt. Schlauer als manche (gekauften?) Wissenschaftler scheinen die Tiere zu sein. Wenn diese zwischen „normalem“ Futter und gentechnisch verändertem wählen können, lassen sie letzteres liegen.

Es geht auch ohne Gift

Der Regisseur berichtet auch von drei nachhaltigen Projekten, die mit unserem Lebensraum schonend umgehen: Die Teeplantage Amboota in Indien beliefert sogar den Buckingham Palace mit Darjeeling-Tee; das Projekt „Sekem“ des alternativen Nobelpreisträgers Ibrahim Abouleish in Ägypten beweist, wie man Wüste in fruchtbaren Boden umwandeln kann; und der bayerische Bio-Schweinezüchter Franz Aunkofer hat seinen Betrieb schon 1980 auf ökologische Landwirtschaft umgestellt und erwirtschaftet so viel wie mit konventionellem Anbau – aber ganz ohne Gift.

Der Film macht wütend, aber auch Mut, sich der Gentechnik zu verweigern.