Vitamin-D-Versorgung während der Kindheit kann Arteriosklerose-Risiko in späteren Jahren beeinflussen. Das haben finnische Wissenschaftler nach Analyse von Daten, die bereits 1980 erhoben worden sind, herausgefunden.
Eine niedrige Aufnahme von Vitamin D während der Kindheit kann im späteren Leben das Risiko einer subklinischen Arterienverkalkung oder Arteriosklerose erhöhen, so eine neue Studie aus Finnland. Mit subklinisch ist hier gemeint, dass die betroffenen Personen nur geringfügige oder auch keine Symptome wahrnehmen und selbst bei Standarduntersuchungen keine Auffälligkeiten festgestellt werden.
Genau das ist das Heimtückische an der Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Sie kann über viele Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte fortschreiten, ohne sich als lebensbedrohliche Erkrankung mit einem stark erhöhten Risiko unter anderem für Herz-Kreislaufleiden bemerkbar zu machen. Direkte Folgen von verkalkten Arterien sind mangelnde Durchblutung in feinen Gefäßen und Bluthochdruck, erhöhtes Herzinfakrtrisiko und Risiko von Schlaganfällen oder Embolien, bei Männern auch als Frühindikator Erektionsstörungen.
Um diese anfängliche Arterienverkalkung zu erkennen und damit auch Aussagen über zukünftige Herz-Kreislauf- sowie Schlaganfall-Risiken machen zu können, kann beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung an der Halsschlagader durchgeführt werden. Ist hier die Intima, also die innere Schicht der Gefäßwände, verdickt, liegt ein erhöhtes Risiko vor. Ab einer Dicke der Intima (intima-media thickness – IMT) von 0,9 bis 1,0 Millimetern kann von einer Arteriosklerose ausgegangen werden.
Finnische Wissenschaftler der Universität von Turku haben nun erstmals herausgefunden, dass die Versorgung mit Vitamin D während der Kindheit, die Entstehung einer Arterienverkalkung im Erwachsenenalter beeinflussen kann. Zu diesem Ergebnis sind die Forscher im Rahmen einer Studie gekommen, für die der Serum-Gehalt an Speicher-Vitamin-D-3 oder 25(OH)Vitamin-D3 (25D3) von 2.148 Personen im Alter von drei bis 18 Jahren bestimmt wurde.
Die Proben wurden im Jahre 1980 genommen und archiviert. Im Jahre 2007 fand dann eine weitere Untersuchung an den gleichen Personen statt, die inzwischen ein Alter von 30 bis 45 Jahren erreicht hatten. Dabei wurde die bereits erwähnte Ultraschall-Untersuchung an der Hinterwand der linken Halsschlagader vorgenommen, um die IMT als Indikator für eine Arteriosklerose zu ermitteln. Für die Analyse der Daten fand eine Bereinigung statt, bei der auch weitere Risikofaktoren wie Ernährung, Übergewicht, Bluthochdruck, Bewegung, Tabakkonsum und auch der sozioökonomische Status berücksichtigt wurden.
Die Forscher teilten die Teilnehmer nun auf Grundlage ihrer durchschnittlichen Vitamin-D-Blutspiegel während der Kindheit in vier Gruppen auf. Im untersten Viertel lag der Vitamin-D-Spiegel im Jahre 1980 bei unter 40 Nanomol pro Liter Serum. Hier zeigten die Resultate, dass bei diesen Personen 27 Jahre später auch nach Ausschluss anderer Risikofaktoren fast doppelt so häufig verdickte Halsschlagadern vorlagen, wie bei den Teilnehmern aus den anderen Gruppen. Ab einem Vitamin-D-Level in der Kindheit von weniger als 43 Nanomol pro Liter Serum erkannten die Forscher eine Tendenz zu erhöhten IMT-Werten.
Für Kinder wird übrigens ein Vitamin-D-Blutspiegel von 50 Nanomol pro Liter Serum empfohlen. Darüber hinaus fanden die Wissenschaftler heraus, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Erwachsenenalter nicht mit einer subklinischen Arterienverkalkung in Verbindung gebracht werden kann. Das heißt, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen im fortgeschrittenen Alter aufgrund von Vitamin-D-Mangel wird hier schon in frühester Kindheit gelegt.
Diese Ergebnisse heizen natürlich die Diskussion über die gerade aber nicht nur für Kinder und Jugendliche wichtige Aufnahme von Vitamin D an. In den Wintermonaten entsteht dieses Vitamin durch Sonnenstrahlen auf der Haut oft überhaupt nicht mehr. Eine Ergänzung scheint hier unausweichlich.
Inzwischen sind in Skandinavien viele Produkte wie Milch, Margarine und Joghurt mit Vitamin D angereichert. Gerade hat auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) UV-behandelte und so mit Vitamin D angereicherte Backhefe als für die Verwendung in Lebensmitteln sicher erklärt – ENDLICH will man da fast ausrufen.