Ginkgo biloba verbessert Hirnfunktionen

Eine Langzeitstudie über 20 Jahre weist nach: Ginkgo Biloba kann die Teilung neuronaler Stammzellen anregen, was Lern- und Gedächtnisfähigkeiten verbessert.

Aus dem Herkunftsland des Ginkgo Biloba stammt eine neue Studie über die Wirkung des Extraktes aus den Blättern des langlebigen Baumes aus Fernost auf die Stammzellen des neuronalen Systems. Zu diesem Zweck entwarfen die Wissenschaftler der chinesischen Shandong Universität in Jinan ein recht komplexes Rattenmodell der vaskularen Demenz.

Aufbau der Studie auf physiologischer und verhaltensexperimenteller Ebene

Hierzu wurde die Durchblutung der Halsschlagader oder Carotis-Arterie in beide Richtungen wiederholt unterbrochen und wiederhergestellt. Kombiniert wurde diese Störung der Blutversorgung des Gehirns mit der Injektion einer Natriumnitroprussid Lösung in die Gegend des Bauchfells.

Bei  Natriumnitroprussid handelt es sich um ein extrem stark Blutdruck senkendes Mittel, das zu einer erheblichen Entspannung und Steigerung der Elastizität („Vasodilatation“) der Arterien führt. Es wurden hier also genau die Vorgänge nachgestellt, die bei einer vaskularen Demenz zu beobachten sind. Sieben Tage nach der Herstellung des Rattenmodells wurde einem Teil der Tiere Ginkgo Extrakt verabreicht.

Die Dosierung von 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht ist in dem Versuch vergleichsweise sehr hoch gewesen. Beim Menschen werden im Allgemeinen 40 mg – 240 mg insgesamt pro Tag, entsprechend ein bis vier mg pro Kg Körpergewicht empfohlen.

Die Lern- und Gedächtnisfähigkeiten der Ratten wurden während der Studie mittels einer für Nagetiere entwickelten und Morris-Wasserlabyrinth genannten Versuchsapparatur ermittelt. Bei diesem Trübwasserbecken gilt es, eine von der Oberfläche nicht sichtbare Platte zu finden und sich ohne weitere Orientierungspunkte ihre Stelle zu merken.

Fluoreszierender Farbstoff bringt erhöhte Zellteilungsaktivität an den Tag

Während des Verhaltensexperimentes wurde die Zellteilung der endogenen neuronalen Stammzellen in der Subventrikulären Zone, der Gehirnregion, in der die meisten Stammzellen gebildet werden und in den Gyri (Einzahl: Gyrus) genannten Windungen auf der Oberfläche der Hirnmasse markiert. Dazu verwendeten die chinesischen Wissenschaftler 5-Brom-2-desoxyuridin Immunfluoreszenz, eine biochemische Analysemethode, bei der ein fluoreszierneder Farbstoff an Antikörper gehängt wird, was dazu führt, dass die Zellen und ihre Teilung sichtbar werden. Dies geschah bei allen Ratten 15 Tage sowie ein, zwei und vier Monate nach Aufstellung des Modells.

Bei Einnahme von Ginkgo Biloba Extrakt zeigte sich während der Immunfluoreszenz-Analyse, dass die Anzahl und die Teilungsrate der 5-Brom-2-desoxyuridin-positiven Zellen in der subventrikulären Zone sowie im am Hippocampus gelegenen Gyrus dentatus signifikant höher war als bei den Ratten, denen das Extrakt nicht gegeben wurde.

Das bedeutet: Ginkgo führt zu einer erhöhten Zellteilungsaktivität neuronaler Stammzellen in diesen Arealen. Und das wurde durch eine deutlich verbesserte Lern- und Gedächtnisfähigkeit der Ginkgo-Ratten bestätigt.

In Südfrankreich durchgeführte Beobachtungsstudie am Menschen bestätigt Ergebnisse

Wie immer stellt sich auch hier die Frage, ob das Rattenmodell auf den Menschen übertragbar ist. Eine Antwort darauf kann eine weitere aktuelle Studie geben, die in Südfrankreich mit 3.777 Probanden durchgeführt wurde.

Hier wurden zwar keine Analysen auf Zellebene angestellt, dafür weist der lange Beobachtungszeitraum von 20 Jahren auf eine in etwa ebenso zuverlässige Schlüssigkeit des Resultates hin. Dieses deckt sich mit der vorliegenden chinesischen Studie, indem es aussagt, dass bei regelmäßiger und langfristiger Einnahme von Ginkgo biloba Extrakt bei älteren, nicht-dementen Personen ein geringerer Abbau kognitiver Fähigkeiten festzustellen ist als ohne das Ginkgo-Präparat.