Die Aminosäure L-Tryptophan: Wissenswertes

Die Aminosäure L-Tryptophan: Wissenswertes

Tryptophan gehört zu den Aminosäuren, die der Körper nicht selber bereitstellen kann. Daher wird sie als essentiell bezeichnet und muss mit der Nahrung zugeführt werden. L-Tryptophan ist an der Synthese von Vitamin B3 beteiligt und erfüllt damit eine wesentliche Aufgabe im Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Eiweißen, Aminosäuren und Fetten. Zusätzlich ist L-Tryptophan am Aufbau von Struktureiweißen und dem Aufbau von Gewebe beteiligt.

Tryptophanmangel

Ein Mangel an L-Tryptophan kann

verursachen, da durch das Fehlen des Stoffes einige Funktionen zwischen den verschiedenen Botenstoffen des Körpers nicht erfüllt werden. Wie mehrere Studien belegen, kann die Einnahme von L-Tryptophan die Behandlung psychischer Krankheiten gezielt unterstützen.

Da L-Tryptophan außerdem für die Stabilisierung des Serotoninspiegels verantwortlich ist, kann ein Mangel zu Einschlafproblemen und Schlafstörungen führen. Gezielte Gaben tragen dazu bei, dass der Körper während der Nacht genügend Melatonin bildet und so zu einem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus findet.

Desweiteren führt das Fehlen von L-Tryptophan zur Verstärkung vorhandener Reizdarmsyndrome. Auch hier kann durch die Verabreichung der Aminosäure ein positiver therapeutischer Effekt erzielt werden.

Der tägliche Bedarf an Tryptophan

Eine genaue Definition des Tagesbedarfs gibt es nicht, da dieser individuell stark schwanken kann. Auch wenn diese Daten – sie stammen aus dem Jahre 1985 – möglicherweise etwas veraltet sein können, gibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine nötige Versorgung pro Tag mit 3,5 bis sechs Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht an. Wenn regelmäßig unter anderem Hülsenfrüchte, Nüsse, Hähnchenfleisch und Eier auf dem Speisezettel vorhanden sind, kann der normale Bedarf in der Regel gut gedeckt werden.

Es gibt Hinweise darauf, dass Lebensumstände wie ungesunde Ernährung, Stress und Hektik dazu führen, dass der L-Tryptophan-Bedarf nicht allein aus der Nahrung gedeckt werden kann. Daher empfiehlt sich bei manchen Menschen eine zusätzliche Zuführung dieser Aminosäure.

L-Tryptophan in der Nahrung

L-Tryptophan ist nicht wasserlöslich und besitzt eine ausgesprochene Hitzeresistenz. Aus diesem Grund geht es bei der Zubereitung von Nahrungsmitteln bzw. beim Kochen auch – anders als die meisten wasserlöslichen Vitamine – kaum verloren. Da es jedoch ausschließlich in gebundener Form vorliegt, wird in der Regel nur ein Bruchteil des L-Tryptophan-Gehaltes aus der Nahrung vom Körper aufgenommen.

Besonders viel Tryptophan ist in

enthalten.

Von außen zugeführtes Serotonin scheitert an der Blut-Hirn-Schranke – Tryptophan nicht

Darüber hinaus gewinnt Tryptophan eine zunehmende Bedeutung bei der Behandlung bestimmter Krankheitsbilder sowie körperlicher und seelischer Beeinträchtigungen. Das hat wesentlich damit zu tun, dass der vor allem als Hormon bekannte Neurotransmitter Serotonin aus Tryptophan gebildet wird.

In Stress-Situationen oder bei anderen Formen psychischer Anspannung liegt ein erhöhter Bedarf an Serotonin vor. Das Stückchen Schokolade aber auch eine Banane sorgen in solchen Fällen für eine vermehrte Serotonin-Ausschüttung im Gehirn. Dazu jedoch muss sein Grundbestandteil, Tryptophan, in ausreichenden Mengen vorhanden sein. Die Einnahme von isoliertem Serotonin würde übrigens kaum einen stimmungsaufhellenden, anti-depressiven Effekt haben, da der Neurotransmitter die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann.

Alternative zu Psychopharmaka?

Viele Psychopharmaka gehen daher einen anderen Weg. In ihnen ist ein sogenannter selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) enthalten. Dieser verhindert, dass das Serotonin von dort, wo es seine Wirkung entfaltet, also im synaptischen Spalt, abwandern kann. Die Einnahme von SSRI ist jedoch mit einer ganzen Reihe von gravierenden Nebenwirkungen verbunden, die von ersthaften und sogar blutenden Störungen im Magen-Darm-Trakt bis zu sexueller Dysfunktion reichen. Eine andere - und deutlich gesündere - Möglichkeit, dem Gehirn einen Serotonin-Schub zu geben, ist, durch die Einnahme von Tryptophan für genügend „Baumaterial“ zu sorgen.

Gemeinsam mit Vitamin B6 und Magnesium

Dass die Erhöhung von Serotonin-Niveaus durch eine Tryptophan-Zufuhr wirksam ist, konnte in zahlreichen Studien belegt werden. Unterstützend zeigen sich in diesem Zusammenhang das Vitamin B6 sowie Magnesium. Dies liegt wohl daran, dass zur Umwandlung von Tryptophan zu Serotonin das Enzym Tryptophan-Hydroxylase benötigt wird, welches auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B6 und Magnesium angewiesen ist.

Tryptophan gegen Depressionen

Mehrere Studien deuten darauf hin, dass Tryptophan bereits kurz nach seiner Einnahme stimmungsaufhellend wirkt und depressive Symptome lindern kann. In einer niederländischen Untersuchung an der Universität von Maastricht konnte dieser Effekt bereits 60 Minuten nach der Einnahme belegt werden. Eine Studie der altehrwürdigen englischen Oxford Universität konnte eine signifikante Wirkung jedoch nur bei weiblichen Probanden feststellen. An der National University of Singapur wurde zudem herausgefunden, dass Tryptophan die Wirkung von SSRI verstärken kann.

Tryptophan gegen Schlafstörungen

Die Arzneimittelwirkung von Tryptophan ist in Deutschland sowie in vielen anderen Ländern anerkannt und zugelassen. Über das Serotonin ist Tryptophan nämlich auch Ausgangsstoff für ein weiteres Hormon, das unverzichtbar ist für den Tag-Nacht-Rhythmus: Melatonin. Nach einer kanadischen Untersuchung der McGill Universität ist Tryptophan insbesondere bei Patienten wirksam, denen ihre Impulsivität die Nachtruhe raubt. Ebenso können Jetlag-Symptome, die beim Reisen in unterschiedlichen Zeitzonen entstehen, durch Tryptophan behandelt werden.

Tryptophan gegen Stressbelastung

Es ist noch nicht endgültig geklärt, wie Stress einen relativen Serotoninmangel bewirkt. Aktuell sind deutsche Wissenschaftler der Ernst Moritz Arndt Universität in Greifswald der Ansicht, dass häufiger Stress die Enzyme Tryptophan-2,3-Dioxygenase (TDO) und Indolamin-2,3-Dihydrooxygenase (IDO) aktiviert. Dabei handelt es sich um die Enzyme, die Tryptophan am massivsten abbauen. In der Folge wird die Bildung von Serotonin gehemmt, was zu den gefürchteten Stress-Symptomen führt und Depressionen begünstigen kann. Eine Supplementierung von Tryptophan kann diesen Verlust ausgleichen, wenn die Einnahme regelmäßig und auf nüchternen Magen stattfindet.

Tryptophan und Abnehmen

Serotonin wirkt nicht nur stimmungsaufhellend. Es ist darüber hinaus auch ein Appetitzügler. Tryptophan kann daher unterstützend bei einer Diät eingesetzt werden. Bekannt ist auch, dass ein Tryptophan-Mangel Heißhungerattacken auslösen kann. Aussagekräftige Studien zu diesem Thema fehlen allerdings noch.

Tryptophan und Reizdarmsyndrom

Verschiedene Studien belegen auch, dass die Einnahme von Tryptophan Symptome des Reizdarmsyndroms lindern kann. Aber auch hier sind noch weitere Untersuchungen nötig, bis eine gesicherte Wirkung festgestellt werden kann.

Tryptophan kann helfen die Blutfettwerte zu senken

Eine Studie aus dem Jahr 2010 belegt, dass L-Tryptophan-Präparate den Triglyceridspiegel beeinflussen und damit die Bildung einer so genannten Fettleber bzw. die damit verbundenen Beschwerden eindämmen helfen. Bei täglichen Gaben zeigten die Probanden spür- und messbare Verbesserungen. Auch Personen, die ihr Gewicht reduzieren müssen oder ihre Leistungsfähigkeit steigern wollen, finden in L-Tryptophan ein geeignetes Mittel. Daher kommt es im Rahmen spezieller Ernährungsprogramme bei Adipösen oder Sportlern zum Einsatz.

Überdosierung von L-Tryptophan

Selbst bei regelmäßigen und langfristigen Gaben übt L-Tryptophan keine toxische Wirkung auf den Körper aus; eine Überdosierung mit unerwünschten oder gar schädlichen Nebenwirkungen ist daher ausgeschlossen.

In bestimmten Fällen ist Tryptophan nicht empfehlenswert

Bei einigen Krankheitsbildern sollte Tryptophan jedoch nicht eingenommen werden. Dazu zählen die Autoimmunerkrankung Schmetterlingsflechte sowie asthmatische Erkrankungen. In beiden Fällen kann es zu einer Verstärkung der Symptome kommen. Auch sollte Tryptophan nicht bei gleichzeitiger Einnahme von Monoaminooxidase-Hemmern zugeführt werden. Schwangerschaft und Stillzeit sind weitere Indikationen, in denen auf Tryptophan verzichtet werden sollte. Nebenwirkungen von Tryptophan sind allerdings bisher unbekannt.

Einnahmeempfehlung und Dosierung

Tryptophan kann nur nüchtern die Blut-Hirn-Schranke passieren. Die Einnahme von Tryptophan, gewöhnlich liegt die Tagesdosis bei 250 bis 1.500 Milligramm, sollte auf nüchternem Magen erfolgen. Während oder bis etwa zwei Stunden nach den Mahlzeiten kann die Aminosäure nämlich nicht die Blut-Hirn-Schranke überwinden und bleibt wirkungslos. Auch sollte etwa eine halbe bis eine Stunde nach der Zufuhr keine Nahrungsaufnahme erfolgen.