Heilfasten: Die Gewichtsabnahme ist nur ein Mitnahmeeffekt

Fastenkuren sind umstritten. Ernährungswissenschaftler halten sie für ungeeignet, um langfristig abzunehmen. Auch wir meinen, dass Fastenkuren nicht gemacht werden sollten, um abzunehmen. Fastenkuren können aber – richtig angewendet – einen Einstieg in eine Veränderung von Gewohnheiten bedeuten. Wenn man über einen längeren Zeitraum hinweg neue Verhaltensweisen einübt, kann eine Fastenkur auch dazu führen, sich an eine neue Ernährungsweise „zu gewöhnen“ oder richtiger formuliert: Man kann die Erkenntnis gewinnen, dass eine andere Ernährungsweise – kombiniert mit einem Verzicht auf ungesunde Ernährungskomponenten – das Leben und die Gesundheit „spürbar“ verbessert. Man hat es an sich selbst „erlebt“.

Wir haben einige Fragen und Antworten formuliert, die Ihnen das Thema Fasten etwas näher bringen könnten. Wann ist das Fasten sinnvoll und wie gesund könnte es sein.

Wie sinnvoll ist Fasten?

Bei einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen, aber auch für die Prävention ist periodisches Fasten (es muss also nicht notwendigerweise die Zeit von Aschermittwoch bis Ostern sein) durchaus sinnvoll. Es führt vor allem zur Durchbrechung von eventuell ungesunden Ernährungs- und Lebensstilgewohnheiten, und außerdem können sich Stoffwechselrezeptoren, einige Hormone und auch Verdauungsregulationskreise "erholen". Beispielsweise erhöht sich die Insulinsensivität, oder auch die Blutdruckregulation wird sensitiver.

Darf jeder fasten?

Nein. Es gibt Kontraindikationen. Menschen mit bereits bestehendem Untergewicht sollten nicht fasten, ebenso Menschen mit Essstörungen, hierzu zählen Bulimie und Magersucht. In diesem Zusammenhang sollten auch extrem Adipöse mit einem BMI über 45 nicht fasten oder nur im Einzelfall, da hier meistens ursächlich eine Essstörung vorliegt. Weitere Kontraindikationen sind Schilddrüsenerkrankungen und schwere Leber- und Nierenerkrankungen. Insgesamt sollte beim Vorliegen von manifesten Erkrankungen und einzunehmender Medikation das Fasten nur ärztlich überwacht stattfinden.

Ist Fasten sinnvoll, um abzunehmen?

Die klare Antwort: Nur bedingt. Die Gewichtsabnahme beim Fasten ist nur ein Mitnahmeeffekt. Ein Teil der Gewichtsabnahme besteht sowieso aus Wasser. Außerdem sollten Fastende auch auf den Jojo-Effekt achten. Aber es zeigt sich, dass nur wenige Fastende damit zu kämpfen haben, weil die Ernährungsumstellung im Nachhinein zum Greifen kommt. Dennoch sehen wir die Gewichtsabnahme nicht als primäres Ziel des Fastens.

Sollte man nur mit ärztlicher Begleitung fasten?

Bei gesunden Menschen reicht ein vorheriger Check-up.

Bei bestehender Krankheit aber sollte nur ärztlich überwacht gefastet werden.

Welche Fastenform ist am sinnvollsten?

Am bewährtesten und etabliertesten ist das sogenannte Saftfasten, hier nach der Methode von Buchinger. Ebenfalls gute Erfahrungen bestehen mit dem Molkefasten und dem Schleimfasten, insbesondere bei magenempfindlichen Menschen. Nicht sinnvoll erscheint die Schrotkur. In den USA wird häufig das Wasserfasten als Nulldiät durchgeführt. Auch hiervon raten wir ab, da es zu einem unnötigen Eiweiß- und Muskelabbau kommt und völlig übersehen wird, dass der Mensch auch bei verringerter Nahrungsaufnahme auf wichtige Nährstoffe angewiesen ist.

Unser Clean-Me-Out ist eine Fastenform, bei der zusätzlich auch eine Reinigung vorgenommen wird und bei der durch die Einnahme von Kräutern auch wichtige Nährstoffe zugeführt werden.

Wie unterscheidet sich Heilfasten von anderen Fastenformen?

Heilfasten oder auch therapeutisches Fasten kann man als präventivmedizinische Einflussnahme auf den Körper betrachten. Es dient nicht primär asketischen oder spirituellen Zielen und unterscheidet sich durch seinen weitgehenden Nahrungsverzicht (unter 500 Kilokalorien pro Tag Energiezufuhr) auch von Teilfastenformen.

Welcher Zeitraum ist optimal?

Das Fasten für Gesunde umfasst in der Regel fünf Tage, kann auch über sieben Tage durchgeführt werden. Das therapeutische Fasten zur Behandlung sollte mindestens sieben Tage umfassen und kann je nach Ernährungsausgangszustand auf maximal drei Wochen ausgedehnt werden. Bei ausreichender Versorgung mit allen lebenswichtigen Nähstoffen können Gesunde auch eine längere Fastenzeit andenken. Aber bitte nicht übertreiben.

Unser Clean-Me-Out Programm sieht vor, dass man über mehrere Stufen hinweg erst am Ende zu einer Fastenstufe kommt. Diese letzte Fastenstufe sollte man, diesen Ratschlägen entsprechend, nur dann machen, wenn man sich stark genug fühlt. Sonst raten wir zu einer vegetarischen Ernährungsform in der Zeit der Durchführung des Programms.

Hier finden Sie eine ausfühliche Beschreibung des Programms.

Fasten soll gegen eine Reihe von Krankheiten helfen, zum Beispiel Migräne, Rheuma und Allergien. Wie gut ist das wissenschaftlich belegt? Und ist der Effekt nachhaltig über das Fasten hinaus?

Die beste Evidenz liegt zu den rheumatischen Erkrankungen vor, speziell zur rheumatoiden Arthritis. Hierzu wurden mehrere randomisierte Studien und eine Metaanalyse gemacht. Der Effekt war hier über mindestens ein Jahr nachhaltig, allerdings wurde im Nachhinein auch eine vegetarische Kostform eingesetzt. Für die Nachhaltigkeit des Effektes spielt die Ernährungsumstellung sicher eine große Rolle. Für einige andere Indikationen wie Migräne, Arthrose und metabolisches Syndrom liegen inzwischen erste Daten aus prospektiven, aber nicht randomisierten Studien vor. Aus den USA sind zwei Studien zum Effekt auf Bluthochdruck vorliegend. In Deutschland laufen derzeit zwei randomisierte Studien zum Effekt des Saftfastens bei Diabetes mellitus sowie in einem komplexeren Zusammenhang bei koronarer Herzerkrankung.

Interessant ist die rasch wachsende Evidenz, die sich aus amerikanischen Studien zur kalorischen Restriktion des zeitweisen Fastens ergibt. Tierversuche zeigen deutliche Effekte des Fastens bei der Prävention von vielen chronischen Erkrankungen, insbesondere der koronaren Herzkrankheit, neurogenerativen Erkrankungen, Parkinson und Demenz sowie Diabetes und einer Vielzahl von Krebserkrankungen. Insbesondere wird dem Insulin und dem insulinähnlichen Wachstumsfaktor IGF-I hier eine ungünstige Rolle zugesprochen. Beides wird durch Fasten signifikant abgesenkt. Aktuelle Studien zeigen auch, dass Fasten als parallele Maßnahme zur Chemotherapie sowohl die Nebenwirkungen einer Chemotherapie reduziert als auch die Ansprechbarkeit der Chemotherapie erhöht. Es wird in diesem Jahr auch eine Studie zur Wirksamkeit des intermittierenden Fastens bei Chemotherapie in der Behandlung von Krebserkrankungen durchführen.

Stimmt es, dass der Körper Giftstoffe, zum Beispiel Schwermetalle, im Fettgewebe speichert und diese beim Fasten 'entsorgt' werden?

Es stimmt, dass einige Schwermetalle im Fettgewebe gespeichert werden. Es ist aber nicht belegt, dass diese durch das Fasten mobilisiert und entsorgt werden.

Worauf sollte man beim Fasten achten?

Es ist sehr wichtig, beim Fasten auf Genussgifte zu verzichten und kein Koffein, kein Nikotin zu sich zu nehmen. Darüber sollte man sich ausreichend bewegen.