Arzneimittelrückstände: Wie belastet ist unser Wasser? (4)

Heute bekommen Sie Teil 4 meiner Serie mit dem Titel „Arzneimittelrückstände: Wie belastet ist unser Wasser?“

Die ersten 3 Teile finden Sie bereits im Archiv:

Arzneimittelrückstände: Wie belastet ist unser Wasser? (1)
Arzneimittelrückstände: Wie belastet ist unser Wasser? (2)
Arzneimittelrückstände: Wie belastet ist unser Wasser? (3)

Ich möchte zusätzlich Ihre Aufmerksamkeit auf unsere Sonderangebote aus Anlass unseres 10jährigen Jubiläums lenken:

Unsere Sonderangebote im Jubiläumsjahr 2015

Zulassung auch bei Umweltrisiko

Wird bei der Bewertung der Zulassungsunterlagen ein hohes Umweltrisiko festgestellt, führt dies nicht zur Ablehnung des neuen Medikaments. Die Zulassung kann jedoch Auflagen enthalten. In der Praxis beschränken sich die Auflagen auf Hinweise zu den festgestellten Umweltrisiken auf der Packungsbeilage sowie in der Fachinformation. Bei Veterinärpharmaka ist die Gesetzeslage anders: Liegt ein erhebliches Umweltrisiko vor, kann die Zulassung verweigert beziehungsweise auf bestimmte Anwendungsbereiche beschränkt werden.

Ein Beispiel für eine Umweltauflage bei Humanarzneimitteln ist das als Kontrazeptivum zugelassene Pflaster mit den Wirkstoffen 17α-Ethinyl¬estradiol und Norgestrel. Da transdermale Systeme deutlich mehr Wirkstoff enthalten, als während der Anwendung abgegeben wird, muss das gebrauchte Pflaster speziell entsorgt werden. Dem Fertigarzneimittel liegt ein Entsorgungsbeutel bei mit dem Hinweis, das benutzte Pflaster in die geöffnete Folie zu kleben und den Beutel zu verschließen. Fachinformation und Beipackzettel schreiben weiter vor, dass alle benutzten oder unbenutzten Pflaster gemäß den nationalen Anforderungen entsorgt oder in einer Apotheke abgegeben werden müssen. Benutzte Pflaster dürfen nicht in die Toilette oder in Entsorgungssysteme für Flüssigkeiten geworfen werden.

Das Umweltbundesamt befürwortet eine klare Risikokommunikation bei umweltgefährdenden Medikamenten in Form einer Klassifizierung, wie sie in Schweden praktiziert wird. Anhand des Verhältnisses der Umweltkonzentration (PEC) zu der Konzentration eines Stoffes, bis zu der sich keine Auswirkungen auf die Umwelt zeigen (PNEC), werden Medikamente drei Kategorien zugeordnet: Die Verwendung des Arzneimittels ist entweder mit unbedeutendem, geringem oder moderatem Umweltrisiko verbunden. Arzt und Apotheker sowie Patient und Verbraucher können so die Umweltrisiken verschiedener Wirkstoffe miteinander vergleichen.

Besser entwickeln, entsorgen und aufbereiten

„Langfristig kann der Eintrag von Arzneimitteln in die Umwelt am besten verringert werden, wenn der Aspekt der Umweltverträglichkeit schon bei der Entwicklung einer neuen Substanz berücksichtigt wird“, erläutert Professor Kümmerer. Beim Design eines neuen Wirkstoffs können die ökologischen Eigenschaften einer Substanz gleich mit eingeplant werden. Wenn bekannt ist, welche chemischen Teilstrukturen eines Moleküls günstig für die erwünschte Stabilität, aber auch günstig für einen schnellen Abbau in der Umwelt sind, kann die Molekülstruktur gezielt in beide Richtungen optimiert werden.

Dass dieses Konzept umsetzbar ist, zeigt das Beispiel der Zytostatika Ifosfamid und dessen Weiterentwicklung Glufosfamid: Die neue Substanz ist nicht nur besser biologisch abbaubar als der ältere Arzneistoff, sondern wird auch im Darm leichter aufgenommen. Bei Glufosfamid wurden Zuckermoleküle an die Grundstruktur von Ifosfamid angefügt.
Auch durch eine sichere Arzneimittelentsorgung kann der Eintrag von Arzneistoffen in die Umwelt vermindert werden. Zwar sind nach geltendem Gesetz Arzneimittel bis auf wenige Ausnahmen wie Zytostatika kein Sondermüll und können daher grundsätzlich mit dem Hausmüll entsorgt werden. Doch das setzt voraus, dass Arzneimittelreste tatsächlich nur im Müll und später in der Müllverbrennungsanlage landen.

Eine Umfrage des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2004 zeigte jedoch, dass jeder siebte Bürger Arzneimittel zumindest gelegentlich über den Ausguss oder die Toilette entsorgt, bei flüssigen Arzneimitteln sogar jeder zweite. Um das verhindern, ist nach Auffassung des Umweltbundesamts die Einrichtung eines verbindlichen Entsorgungsstandards notwendig. Eine einheitliche Regelung zur Rückgabe von Arzneimitteln über die Apotheken könne verhindern, dass sie falsch entsorgt werden und vielleicht in die Hände von Kindern gelangen. Schon mit einer besseren Compliance, therapiegerechten Packungsgrößen sowie einer Verankerung von umweltbewusstem Umgang mit Arzneimitteln in Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten und Apothekern könne in Zukunft viel erreicht werden, ergänzt Dr. Ralph Göbel von der ABDA.

Schließlich kann die Wasserwirtschaft den Eintrag von Arzneistoffen in die verschiedenen Gewässer über bessere Technologien senken. So tragen eine dem Klärprozess nachgeschaltete Aktivkohlebehandlung sowie eine Ozonbehandlung dazu bei, Durchbrüche von Arzneistoffen in Grund- und Trinkwasser zu vermeiden. In besonderen Fällen kann eine Nanofiltration problematische Arzneistoffe aus dem Abwasser fischen; dieses Verfahren ist effektiv, jedoch technisch aufwändig und teuer.

Werte auf dem Prüfstand

Wie sich Arzneimittelrückstände auf die Flora und Fauna von Flüssen und Seen auswirken, wird erst seit wenigen Jahren systematisch untersucht. Doch die Frage nach den ökologischen Auswirkungen des Arzneimittelkonsums wird sich in den nächsten Jahren drängender stellen, denn in Zukunft werden noch mehr Arzneimittel benötigt werden. Die Menschen werden älter, und in rasch wachsenden Wirtschaftsnationen wie China steigen der Lebensstandard und damit der Verbrauch an Medikamenten.

Dramatische Schäden an der Natur wie das Geiersterben in Asien lassen sich trotz aller Bemühungen auch in Zukunft nicht völlig ausschließen. Es ist unmöglich, im Vorfeld abzuschätzen, ob einzelne Tier- und Pflanzenarten schon in geringen Konzentrationen besonders empfindlich auf einen bestimmten Wirkstoff reagieren werden. „Gleichwohl sollten wir alle Anstrengungen unternehmen, um das Trinkwasser zu schützen“, mahnt von Tümpling. „Welchen Wert wir der Natur und damit auch sauberen Gewässern einräumen und welchen Einsatz, auch monetärer Art, wir dafür zu leisten bereit sind, ist eine gesellschaftliche Frage.“

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