Dass Geflügel Antibiotika enthält, ist schon lange bekannt und leider keine Ausnahme - es ist inzwischen die Regel, wie eine Untersuchung aus Nordrhein-Westfalen zeigt. Allein das Ausmaß der Belastung ist deutlich höher als bisher bekannt. Nach einer neuen Studie bekommen mehr als 96 Prozent aller Tiere diese Medikamente.
Gentechnik in der Landwirtschaft soll die Erträge steigern und Schädlinge daran hindern, die Ernte zu zerstören. Neueste Informationen zeigen aber, dass diese Ziele nicht erreicht werden, weil sich die Schädlinge anpassen. Das müsste eigentlich den Einsatz von Gentechnnik in der Landwirtschaft in Frage stellen. Doch wird es das?
In dieser kurzen Zeitspanne erhalten die allermeisten Tiere mehr als eine Woche lang Antibiotika. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Verbraucherschutzministeriums in Nordrhein-Westfalen hervor. Im größten deutschen Bundesland wurden 96,4 Prozent der untersuchten Tiere mit den Medikamenten behandelt, wie der nordrhein-westfälische Verbraucherschutzminister in Düsseldorf mitteilte. Damit war weniger als jedes 25. Masthähnchen unbehandelt.
Es sei eine vollständige Erhebung aller relevanten Betriebe, die Ergebnisse seien bundesweit übertragbar, sagte der Minister.
Im Durchschnitt verabreichten die Landwirte pro Zuchtdurchgang drei verschiedene Antibiotika, in der Spitze erhielten die Hähnchen bis zu acht verschiedene Mittel. Wie das Ministerium berichtet, kam es sogar vor, dass Masttiere 26 Tage lang mit Antibiotika behandelt wurden.
Bei 53 Prozent der Behandlungen bekam das Geflügel nur ein bis zwei Tage ein Medikament. Dabei sehen die Zulassungsbedingungen für bestimmte Antibiotika eine Gabe von drei bis sieben Tage vor. Der Grund: Bei zu kurzen Gaben steigt das Risiko, dass Bakterien gegen die verabreichten Mittel resistent werden. Der übermäßige Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht steht auch deshalb in der Kritik, weil er die Entwicklung von multiresistenten, auch für den Menschen gefährlichen Keimen fördern kann.
In 130 der untersuchten Betriebe erhielten die Hähnchen jedes Zuchtdurchgangs Antibiotika, 34 Höfe setzten sie teilweise ein. Nur auf 18 Betrieben kamen die Medikamente überhaupt nicht zum Einsatz - fünf davon waren Biohöfe. Dabei zeigte sich ein deutlicher Trend: Kleinere Betriebe mit weniger als 20.000 Tieren und Höfe mit einer längeren Mastdauer von bis zu 45 Tagen verzichteten eher auf Antibiotika.
"Jahrelang ist von der Geflügelwirtschaft und der Bundesregierung immer wieder versichert worden, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast nur die Ausnahme sei", sagte Remmel. "Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Antibiotika-Einsatz ist die Regel." Der Verbraucherschutzminister warf den Züchtern vor, womöglich gegen Recht verstoßen zu haben. "Entweder es handelt sich um Wachstumsdoping - was seit 2006 europaweit verboten ist. Oder aber das System der Tiermast ist derart anfällig für Krankheiten, dass es ohne Antibiotika nicht mehr auskommt. Das ist dann Gesundheitsdoping." Wenn die Hähnchenmast nur noch mit Antibiotika funktioniere, sei für ihn klar, dass diese Art von Massentierhaltung aus rechtlicher und ethischer Sicht keinen Bestand haben könne.
Für die Studie wurden von Februar bis Juni in 182 Betrieben in Nordrhein-Westfalen Hähnchen in insgesamt 962 Zuchtdurchgängen untersucht. Nach Angaben des Landesministeriums war es die erste Studie dieser Art in Deutschland. Laut Remmel sind die Studienergebnisse bundesweit übertragbar. "NRW ist hier kein Sonderfall, sondern steht exemplarisch."
Erste Ergebnisse der Studie waren bereits Ende Oktober bekannt geworden. In der Zwischenzeit kündigte das Bundeslandwirtschaftsministerium an, den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung neu regeln zu wollen und bundesweit eine Minimierung der Antibiotika-Mengen zu erreichen. Seit Anfang des Jahres wird in einer zentralen Datenbank die Arzneimittelverwendung bei Schweinen und Rindern erfasst, bei Geflügel aber bisher nicht.
Der Deutsche Bauernverband und der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft teilten mit, dass sie bereits eine Initiative zur besseren Überwachung von Antibiotika in der Geflügelzucht ergriffen hätten. Ziel sei es, den Einsatz in den kommenden fünf Jahren um 30 Prozent zu verringern. Deutsche Geflügelprodukte könnten aber trotz der Antibiotika "bedenkenlos verzehrt werden", heißt es in einer in Berlin veröffentlichten Mitteilung der Verbände. Dies sei auch vom Bundesamt für Risikobewertung bestätigt worden.
Aber wer glaubt das?
Jedes EU-Land soll den Anbau von Genpflanzen in Zukunft leichter verbieten können. Dafür sprachen sich die europäischen Umweltminister Mitte Juni mit großer Mehrheit aus. Das EU-Parlament muss den Beschluss noch absegnen. Bisher konnten EU-Staaten eine Genpflanze, die zum Anbau in der EU zugelassen ist, von den eigenen Feldern nur verbannen, wenn sie neue wissenschaftliche Belege über Gefahren für Gesundheit oder Umwelt vorlegen konnten. Künftig können sie auch nichtwissenschaftliche Argumente anführen, etwa das öffentliche Interesse. So lehnen rund 80 Prozent der Deutschen Gentechnik in Lebensmitteln ab.
Der Gentechnik-Mais 1507 produziert ein Insektizid, um Schädlinge zu töten. Doch diese passen sich an – und das mitunter sehr schnell. In Brasilien hat es nur drei Jahre gedauert, wie eine neue Studie zeigt. Der gentechnisch veränderte Mais könnte bald auch in der EU angebaut werden.
Von Feldern in der Region Western Bahia, auf denen der Gentech-Mais 1507 angebaut wurde, sammelten die Wissenschaftler Larven des Falters Spodoptera frugiperda, auch Heerwurm genannt. Im Labor zeigte sich dann, dass die Schädlinge gegen den Mais 1507 und das von ihm abgesonderte Insektengift Cry1F immun waren. Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Insektenforscher der Universitäten Sao Paulo und Minnesota sowie ein Firmenwissenschaftler des Chemie-Konzerns Dow, der den Gentechnik-Mais zusammen mit Dupont-Pioneer entwickelte – im Oktober im Fachmagazin Crop Protection.
Aus Brasilien und den USA, wo gentechnisch veränderter Mais in großem Stil angebaut wird, gibt es schön länger Berichte über resistente Insekten. Die neue Studie zeigt aber, wie schnell sich die Larven an das Bt-Gift anpassen können, das die Pflanzen aufgrund eines eingebauten Gens des Bakteriums Bacillus thuringiensis absondern. Bereits drei Jahre nachdem der Gentechnik-Mais 1507 zum ersten Mal angebaut wurde, verlor das Gift seine Wirkung.
Die Frage bleibt, ob das abgesonderte Insektengift selbst seine Wirkung auch beim Menschen oder den mit diesem Mais gefütterten Tieren seine Wirkung verliert. Müssen wir Menschen auch Resistenzen entwickeln? Und wie können wir das machen?
„Die rasche Resistenzentwicklung bei Spodoptera frugiperda ist aus wissenschaftlicher Sicht wenig überraschend“, kommentiert der Verein Testbiotech aus München. „Studien hatten bereits im Jahr 2008 gezeigt, dass der Schädling in Puerto Rico nach wenigen Anbaujahren weitgehend immun gegenüber Cry1F war. Die Industrie hatte Mais 1507 daraufhin in Puerto Rico vom Markt genommen.“ In Brasilien haben sich vielerorts auch Baumwollkapselbohrer (Helicoverpa zea) und Baumwollkapseleule (Helicoverpa armigera) an das Gift der gentechnisch veränderten Maispflanzen angepasst.
In der EU könnte der Mais 1507 unterdessen bald eine Anbaugenehmigung erhalten. Weil die Mitgliedstaaten keine Mehrheit für oder gegen die Zulassung erreichen konnten – Deutschland enthielt sich in den Abstimmungen – hat die EU-Kommission das letzte Wort. Es ist noch nicht klar, wann sie die Genehmigung erteilt – dass sie kommt, gilt aber als sicher. Frühestens 2015 könnte der Gentech-Mais 1507 dann angebaut werden. Testbiotech kritsiert, dass „grundlegende Daten für die Sicherheitsbewertung fehlen.“