Homocystein: Eine toxische Aminosäure – Auswirkungen und Therapie (2)

Homocystein: Eine toxische Aminosäure – Auswirkungen und Therapie (2)

Ich setze heute meine Serie mit Informationen zu Homocystein fort. Und das ohne eine längere Einleitung. Nur mit dem Hinweis, dass Sie den Teil 1 zu diesem Thema im Archiv nachlesen können:

Link: Homocystein: Eine toxische Aminosäure – Auswirkungen und Therapie (1)

B-Vitamine und Folsäure machen Homocystein unschädlich

Für diese Stoffwechselvorgänge der Methylierung braucht der Organismus drei Substanzen als Coenzyme: B12, B6 und Folsäure (auch Vitamin B9 genannt). Diese beschleunigen biochemische Reaktionen. Wenn sie jedoch nicht ausreichend zur Verfügung stehen, kann der Homocystein-Spiegel unbemerkt in den roten Bereich klettern. Ein erhöhter Homocysteinspiegel bedeutet aber nicht nur, dass die toxische Wirkung des Homocysteins auf die Gefäße ansteigt, sondern auch immer, dass die heilenden und schützenden Funktionen von SAM und Glutathion abnehmen.

Eine ausgewogene Ernährung könnte zwar helfen, uns mit wichtigen Mikronährstoffen zu versorgen - allerdings zeigt die bisherige Erfahrung, dass es den Menschen in der Hektik moderner Industriegesellschaften immer schwerer fällt, die nötigen Vitamine auch tatsächlich mit der Nahrung aufzunehmen. Wir essen aus Zeitmangel zu viele Fertiggerichte, zu viel Fast Food und bringen zu wenig Frisches auf den Tisch. Hinzu kommt, dass wir immer älter werden - und es uns mit den Jahren immer schwerer fällt, Vitalstoffe effizient zu verarbeiten.

Die Folge: Der Homocystein-Spiegel steigt alle zehn Jahre um rund zehn Prozent. Das ist alarmierend, denn dauerhaft erhöhte Werte richten großen Schaden an, besonders in den Gefäßen: Das Zellgift zerstört die Wände der Arterien und fördert Blutgerinnsel. Studien zeigen, dass zu viel Homocystein das Sterblichkeitsrisiko um bis zu 33 Prozent erhöht.

Ursachen für einen erhöhten Homocystein-Spiegel

Ein erhöhter Homocystein-Spiegel im Blut hat im Grunde nur zwei mögliche Ursachen. Bei einem Drittel der Menschen, die einen erhöhten Hcy-Wert aufweisen, sind die Gene dafür verantwortlich, während der Rest der hohen Werte - immerhin fast 70 Prozent - durch Mangelversorgung mit den drei schon erwähnten B-Vitaminen verursacht wird.

Genetische Faktoren für einen erhöhten Homocystein-Spiegel

Während die genetisch bedingte Hyperhomocysteinämie selten ist, kommt eine andere genetische Schwäche relativ häufig vor. Hierbei funktioniert ein Enzym mit dem komplizierten Namen Methylen-Tetra-Hydrofolat-Reduktase oder MTHFR nicht optimal und erzeugt auf Grund dieser mangelnden Leistung einen hohen Hcy-Wert. Die Cofaktoren für dieses Enzym sind die Vitamine der B-Gruppe: B12, B6 und Folsäure. Ungefähr 10-15% der Menschen leben mit dieser Enzymschwäche. Wer sie hat, braucht höhere Mengen dieser drei B-Vitamine als andere Menschen - doch die meisten Betroffenen wissen davon nichts.

Wie kommt es zu einer Mangelversorgung mit diesen Vitaminen?

Homocystein messen

Hyperhomocysteinämie (Blut-Homocystein Werte von 30-100 µmol/l) ist ein sehr häufig auftretender Risikofaktor sowohl für Gefäß- als auch für neurologische Krankheiten. Daher sollten auch gesunde Menschen bisweilen  ihren Homocysteinspiegel im Blut untersuchen lassen. Wenn eine Erkrankung vorliegt, die generell mit Hyperhomocysteinämie in Verbindung gebracht wird, sollte der Homocystein-Spiegel regelmäßig untersucht werden.

Bei Einnahme von B-Vitaminen (B6, B9 und B12) zur Senkung der Homocystein-Blutwerte oder zur Prävention eines Anstiegs des Homocysteins im Blut ist eine jährliche Untersuchung des Homocystein-Spiegels sinnvoll, um zu kontrollieren, ob die Maßnahmen erfolgreich sind.

Wenn eine Hyperhomocysteinämie bei Zufall entdeckt wurde, sollten B-Vitamine supplementiert und der Homocystein-Spiegel nach ca. einem Monat erneut gemessen werden. Ein Homocystein-senkender Effekt ist bereits nach 1-2 Wochen zu erwarten, aber man geht davon aus, dass sich ein stabiler Zustand erst nach etwa 3 Monaten einstellt. Das bedeutet, dass der nach 3 Monaten erreichte Homocystein-Blutwert höchst wahrscheinlich bestehen bleibt, sofern eine regelmäßige Vitaminaufnahme beibehalten wird. Wenn die Vitaminsupplementation abgesetzt wird, kann, je nach Ursache der ursprünglichen Hyperhomocysteinämie, der Homocystein-Spiegel wieder ansteigen.

Wie funktioniert die Blutuntersuchung?

Die moderne Form der Blutuntersuchung benutzt eine Vielzahl von Parametern und Inhaltsstoffen des Blutes. Auch die Naturheilkunde setzt moderne Methoden ein, wie beispielsweise die Dunkelfeldmikroskopie, um verschiedene Krankheitsbilder zu erkennen.

Allen Blutuntersuchungen ist eines gemeinsam: Sie geben in begrenzten Untersuchungsbereichen sehr aufschlussreiche und wertvolle Hinweise auf Mangelzustände von Inhaltstoffen des Blutes. Zugleich geben bestimmte Werte Warnhinweise auf Stoffwechselentgleisungen, da sie nicht oder nur in gewissen Mengen vorkommen dürfen. Letzten Endes geben sie natürlich auch an, wenn dort Stoffe gefunden werden, die im Blut nichts zu suchen haben, wie chemische Substanzen oder Schwermetalle, also giftige, körperfremde Substanzen.

Diese Hinweise auf mögliche Fehlsteuerungen des Körpers müssen vom Arzt oder Heilpraktiker erst einmal interpretiert werden. Dabei spielen Erfahrungswerte eine große Rolle. Im Laufe der Zeit und anhand der gemachten Erfahrungen ändern sich manchmal auch die Grenzen, in denen sich ein Laborwert befinden darf, um noch als unbedenklich zu gelten. Manche Ärzte halten Werte, die sich im Standardausdruck einer Blutuntersuchung im “grünen Bereich” befinden schon für bedenklich. Andere sehen über bestimmte Überschreitungen der unteren oder oberen Grenzmarken hinweg und halten sie für unbedenklich.