Gentechnik: Unkontrollierbar, hochriskant und schädlich (1)

Gentechnik: Unkontrollierbar, hochriskant und schädlich (1)

Die EU beschließt eine Opt-Out- Regelung, 40% der Milch aus Bayern wird gentechnikfrei produziert und Monsantos BT-Baumwolle verfehlt ein versprochenes Ziel: Der Baumwollkapselwurm entwickelt Resistenz gegen Bt-Baumwolle.

Es gibt gerade jetzt wieder eine Fülle von Nachrichten zu grüner Gentechnik. Heute habe ich dazu drei Meldungen für Sie. In den nächsten Wochen werden Sie immer wieder mal einige Nachrichten von mir zu diesem Thema lesen. Denn ich denke, dass diese Eingriffe in die Baupläne der Natur hochriskant und schädlich sind. Und damit es nicht gänzlich "unkontrollierbar" wird, brauchen wir jede verfügbare Information, um die Auswirkungen auf uns und unsere Nutztiere einschätzen zu können.

Ergänzend zu meinen heutigen Meldungen möchte ich Sie auf einen wirklich sehenswerten ARD-Film aufmerksam machen:

Die Propagandaschlacht um die Gentechnik

Falls dieser Link nicht mehr funktioniert: Den Film gibt es auch auf YouTube

Wenn man den Versprechen der Gentechnik-Industrie glaubt, gilt eines der größten Probleme der Menschheit schon als gelöst: die Welternährung. Viele Millionen Euro haben Agrartechnik-Riesen in Kampagnen für Politiker, Bauern und Verbraucher gesteckt. Sie behaupten, dass sich mit Gentechnik größere Erntequoten auf kleineren Feldern erzielen ließen, und das mit weniger Pestizid. Doch vielerorts kommen Zweifel auf: Erträge mit gentechnisch verändertem Saatgut gehen oft nach wenigen Jahren zurück - die Natur wehrt sich und bildet Resistenzen.

EU-Länder beschließen neue Anbauregeln für Genpflanzen

Am 23. Juli 2014 haben die Mitgliedstaaten der EU in Brüssel endgültig ihre Position für eine Änderung des EU-Gentechnikrechts beschlossen. Eine Mehrheit hatte sich bereits im Juni im Umweltrat auf die Möglichkeit nationaler Anbauverbote geeinigt.

Die zuständigen Vertreterinnen und Vertreter der Länder - mit Ausnahme von Belgien und Luxemburg, die sich enthielten - sprachen sich für die sogenannte Opt-Out-Regelung aus. Diese soll es den Mitgliedstaaten erleichtern, den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zu verbieten. Das Europäische Parlament muss der geplanten Novelle der Gentechnikfreisetzungsrichtlinie zustimmen und kann noch Änderungen verlangen. Im Herbst sollen die Verhandlungen darüber zwischen Rat, Kommission und Parlament beginnen.

Die Kritiker der Opt-Out-Regelung monieren unter anderem, dass die Regierungen zunächst bei den Gentechnikkonzernen nachfragen müssen, ob sie zu einer geografischen Einschränkung ihres Zulassungsantrags bereit wären. Zu den Mahnern aus Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden gesellte sich die luxemburgische Regierung. „Unsere Regierung sorgt sich um das Kräfteverhältnis zwischen den Mitgliedstaaten, denen mit kleinerer Verwaltung, und den Gentechnikfirmen.“ Luxemburg befürchtet eine Flut an Zulassungsanträgen und verweist auf das im EU-Recht verankerte Vorsorgeprinzip. Daran müsse sich auch die Gentechnikpolitik orientieren.

Über 40% der Milch in Bayern gentechnikfrei

Über 40 Prozent der in Bayern produzierten Milch stammt nach Schätzungen der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) aus gentechnikfreier Produktion. Die Molkereien hätten letztes Jahr 20,5 Prozent der angelieferten Milch nach dem „Ohne Gentechnik“-Standard erfasst – tatsächlich sei die Menge aber wohl doppelt so groß. Hinzu kommen etwas weniger als fünf Prozent Bio-Milch.

Für die Untersuchung befragte die LfL bayerische Molkereien. Demnach wurden 1,7 Milliarden Kilogramm Milch nach den „Ohne Gentechnik“-Kriterien erfasst. Ein Fünftel der insgesamt 8,3 Milliarden Kilogramm, die die Milchbauern anlieferten. Die LfL geht aber davon aus, dass das nur die Hälfte der gentechnikfrei erzeugten Milch war.

„Tatsächlich dürfte in Bayern weitaus mehr an Milch 'ohne Gentechnik' bereits jetzt zur Verfügung stehen. Nach eigenen Schätzungen ist die Menge etwa doppelt so groß, weil viele Milcherzeuger aus grundsätzlichen Erwägungen unabhängig von der Molkereistrategie ihre Produktion umgestellt haben“, schreiben Mitarbeiter der Behörde in der „Deutschen Molkerei Zeitung“. Ein großer Teil werde aber nicht als gentechnikfrei erfasst, da die Supermärkte nicht immer bereit seien, den Aufpreis zu bezahlen.

Der Anteil der zertifizierten „Ohne Gentechnik“-Milch wuchs in Bayern um 18 Prozent im Vergleich zum Jahr 2012 – laut LfL ein unerwartet deutliches Wachstum. Bio- und „Ohne Gentechnik“-Kühe bekommen keine gentechnisch veränderten Pflanzen zu fressen. Stattdessen gibt es Gras und Heu, Raps oder gentechnikfreies Soja.

Raupen fressen in Pakistan ganze Felder ab

Der Biotech-Riese Monsanto verspricht Bauern, wenn sie gentechnisch verändertes (GV) Saatgut kauften, seien ihre Feldfrüchte widerstandsfähig gegen Herbizide, Insektenschutzmittel und Dürren. Inzwischen entlarven Untersuchungen und Feldversuche dies als falsche Versprechungen. Überall auf der Welt werden Pflanzen und Insekten immun gegen starke Herbizide und Pestizide; die Folge ist das Auftauchen von »Superunkräutern« und »Superschädlingen«.

Eines der jüngsten Beispiele zeigt sich in den Baumwollanbaugebieten des südlichen Punjab, wo der Baumwollkapselwurm – ein Schmetterling und gefürchteter Baumwollschädling – resistent gegen Monsantos Bt-Baumwolle geworden ist.

Monsanto liefert momentan drei Produkte an Baumwollfarmer, darunter Bollgard-II (Insektenschutz), Roundup Ready Flex (RRF) (Herbizid-Toleranz) und Bollgard-II mit Roundup Ready Flex, das vor Insekten und Unkraut schützen soll.

Bt-Baumwolle bringt in Pakistan Superschädlinge hervor

Trotz des Einsatzes von RRF und Bollgard-II werden Baumwollpflanzen noch immer von verschiedenen Spezies des Baumwollkapselwurms attackiert, welcher die Pflanze während des Wachstums auffrisst, sodass die Entwicklung der Baumwolle beeinträchtigt und die produzierte Menge reduziert wird.

Anstatt dass Bt-Baumwolle den Baumwollkapselwurm ausrottete, sind die Raupen der verschiedenen Arten gegen Bt-Baumwolle resistent geworden – nach Ansicht einiger Experten infolge zu niedrigen Giftgehalts. »Alle Bt-Sorten von Baumwolle haben den Baumwollkapselwurm nicht ausgerottet, sie erfüllen die Erwartungen nicht, Wir haben auf unseren Feldern vier Bezirke, bei denen Baumwollkapselwürmer und Mehlkäfer die Pflanzen angreifen«, erklärt Chaudhry Gohar Ali, ein Baumwoll-Anbauer aus Zentralpakistan.

Die Regierung rät den Bauern dringend, weiterhin Pestizide zu versprühen, um den Befall, der teuer werden und eine Gefahr für Gesundheit und Umwelt bedeuten kann, unter Kontrolle zu bekommen. Pestizide kosten pro Liter 600 bis 700 Rupien, das sind umgerechnet 7,40 bis 8,70 Euro. Ein anderer Baumwollbauer aus Shahdadpur in Sindh, einer Region in Südpakistan, ist ebenfalls um seine 40 Hektar Anbaufläche besorgt.

»Es überrascht, dass diese Schädlinge überlebt haben, nachdem sie die Bt-Baumwollpflanzen gefressen haben. Wegen der hochdosierten Giftstoffe in der Bt-Baumwollpflanze sollten Schädlinge doch eingehen und keine Resistenz entwickeln, was hier aber offenbar der Fall ist«, sagte Muhammad Bux.

Monsantos Bt-Baumwolle hat das versprochene Ziel verfehlt

Monsantos Bt-Baumwolle sollte eigentlich für die Bauern den Einsatz von Insektenschutzmitteln verringern, stattdessen ist das Gegenteil eingetreten, sie müssen mehr Chemikalien ausbringen als vorher. »Die Verwendung von Pestiziden hat zugenommen, seit Bt in Pakistan eingeführt wurde, da die Baumwollproduktion zurückging«, berichtete die Website Dawn.com.

»Die Regierung hat schätzungsweise 985 Millionen Rupien ausgegeben, zusätzlich zu ausländischer Hilfe im Namen von Forschung und Entwicklung der Biotechnologie. Anstatt eigene modifizierte Samen zu entwickeln, kopierten Forscher und Wissenschaftler schließlich Technologien von multinationalen Saatgutherstellern und fingen an, sie auf den Märkten an einheimische Bauern zu verkaufen«, sagte ein Landwirtschaftsexperte des Pakistanischen Rats für Agrarforschung (PARC, Pakistan Agriculture Research Council).

PARC-Vertretern zufolge ist das Problem teilweise darauf zurückzuführen, dass es kein nationales Schädlingsbekämpfungs-Programm gibt, das die Bauern über Superschädlinge aufklärt. Außerdem ist bemerkenswert, dass der Befall von Baumwollkapselwürmern in Pakistan mit ein bis zwei Prozent sehr gering ist. Einige Bauern sagen, die größte Gefahr für die Baumwolle stellten das Blattrollvirus und der Mehlkäfer dar, gegen die Bt vollkommen wirkungslos ist.

Der Baumwollanbau im Punjab ist extrem wichtig, in der Region werden mit zehn Millionen Ballen jährlich 80 bis 90 Prozent der Baumwolle des ganzen Landes produziert. »Mit der Einführung gentechnisch veränderten Saatguts in Pakistan sollte der Gebrauch von Pestiziden minimiert, die Kosten reduziert und die Umwelt sauber gehalten werden«, sagte Dr. Nayyer Iqbal, Direktor für Landwirtschaft und Biotechnologie der pakistanischen Atomenergiekommission.

Die gute alte Fruchtfolge als die bessere Lösung

Anstatt ineffektive, schädliche und zudem auch noch teure Gen-Samen zu verwenden, wären Bauern besser beraten, zu traditionellen Anbaumethoden wie Fruchtfolge zurückzukehren, die dazu beitragen, Schädlingsbefall und Krankheiten zu verhindern. »Dadurch, dass die Frucht jedes Jahr geändert wird, verhindern Sie, dass bodenbürtige Schädlinge, die ziemlich spezifisch für die jeweilige Frucht sind, die nächste Pflanze, die Sie anbauen, befallen«, berichtet die Website lovethegarden.com.