Vitamin C, Lysin und Prolin: Wechselwirkungen

Der letzte Gesundheitsbrief hatte den Titel „Vitamin C, Lysin und Prolin: Unentbehrlich für ein funktionierendes Bindegewebe“.  Der Brief beschrieb Ihnen, was unser Körper tut, um das sonst undurchlässige Bindegewebe durchlässig zu machen. Heute setze ich das Thema fort und möchte Ihnen beschreiben, dass es auch eine krankhafte Form des Abbaus von Kollagenfasern gibt. Es geht um den „Missbrauch“ der enzymatischen Kollagenverdauung.

Krankhafter (pathologischer) Abbau von Kollagenfasern

Durch neuere Forschung wissen wir, dass sich ausbreitende krankhafte Vorgänge die Bindegewebsverdauung benutzen und sich nur dadurch ausbreiten können. Das gilt sowohl für die Ausbreitung von Infektionen im Körper, als auch für chronische Entzündungen, Allergien, Arteriosklerose und Krebs.

Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass expansive pathologische Prozesse sich des beschriebenen physiologischen Mechanismus der Bindegewebsverdauung bedienen und überhaupt nur dadurch in der Lage sind zu expandieren! Das gilt für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten, chronischen Entzündungen, Arteriosklerose, allergischen Erkrankungen und Krebs gleichermaßen.

Man kann also schon jetzt feststellen, dass man die Ausbreitung krankhafter Vorgänge im Körper zum Stoppen bringen könnte, wenn man dem Körper dabei hilft, die den krankhaften Abbau von Kollagenfasern zu unterbinden. Nun, das ist auf natürlichem Wege möglich.

Den „Missbrauch“ dieses Mechanismus schauen wir uns am Beispiel der Krebszelle an:

Damit eine fehlprogrammierte Zelle eine Krankheit im Körper hervorrufen kann, müssen zwei Steuerbefehle gleichzeitig wirksam sein:

  • Zellvermehrung
  • Auflösung des umgebenden Bindegewebes

Allein durch Zellvermehrung könnte sich keine Krankheit im Körper ausbreiten, weil die betreffenden Partikel (Bakterienzellen, viral transformierte Zellen, karzinomatös entartete Zellen usw.) die nächstgelegene bindegewebige Barriere gar nicht überwinden könnten. Die Expansion des krankmachenden Prozesses würde an Ort und Stelle gestoppt. Eine Krebsgeschwulst zum Beispiel ist nicht in der Lage, durch den Druck reinen Wachstums Kollagenfaserbarrieren zu durchdringen.

Tatsächlich bedient sich eine maligne entartete Zelle des eigentlich physiologischen enzymatischen Vorgangs der Kollagenverdauung. Je mehr kollagenverdauende Enzyme eine Krebsart ausbildet, desto maligner ist sie. An den Stellen des expansivsten Wachstums findet man die höchste Konzentration an kollagenverdauenden Enzymen (wie immunhistologische Studien zeigen).

Die enzymatische Kollagenverdauung durch die Krebszelle ist somit Voraussetzung für

  • Expansives Wachstum am Entstehungsort
  • Eindringen von Krebszellen in die Blutgefäße und
  • Ausbrechen von Krebszellen aus den Blutgefäßen, beispielsweise von Leberkrebszellen aus den Lungenkapillaren mit der Folge von Lungenmetastasen

 Diese Vorgänge sind nur möglich, wenn Kollagenfasern enzymatisch durchtrennt werden. Dabei werden die körpereigenen Regelmechanismen überbeansprucht und schließlich erschöpft.

Kann man diesen krankhaften Kollagenabbau blockieren?

Inzwischen weiß man nicht nur, was die Kollagenverdauung in Gang setzt und welche körpereigenen Inhibitoren es gibt, sondern hat auch eine zweite Gruppe von exogenen Enzymblockern genau untersucht. Die Lösung für das Problem muss eigentlich darin bestehen, dem Körper die Stoffe zuzuführen, mit denen er verhindern kann, dass das Kollagen enzymatisch abgebaut wird. Dadurch würde dann verhindert, dass sich Erreger durch das Gewebe bewegen und dass Krebszellen sich unkontrolliert ausbreiten.

Inzwischen hat man Enzymblocker gefunden, die als Nahrungsergänzung erhältlich sind:

Lysin: Erwiesenermaßen ist die Aminosäure Lysin der wichtigste Blocker kollagenverdauender Enzyme. Sie hat unter den Aminosäuren den Stellenwert wie Vitamin C unter den Vitaminen. Lysin kann die enzymatische Auflösung des Kollagens verhindern, indem es eine Bindungsstelle besetzt. Damit kann es die Ausbreitung von arteriosklerotischen, entzündlichen, allergischen und krebsartigen Prozessen hemmen, die sich alle der Bindegewebsauflösung bedienen. Zudem ist Lysin selbst einer der wichtigsten Bausteine des Kollagens. Sinnvolle therapeutische Lysin-Dosen beginnen bei 6 Gramm pro Tag und liegen oft bei 10 g pro Tag und mehr. Eine Überdosierung von Lysin ist ebenso wenig möglich wie eine Überdosierung von Vitamin C. Ein 70 kg schwerer menschlicher Körper enthält ungefähr 600 g Lysin als Bindegewebsbaumaterial gebunden.“

Prolin: Auch diese Aminosäure ist ein wichtiger Baustein des Kollagens. Der Körper kann sie in begrenzter Menge selbst herstellen, bei aggressiven oder chronischen Krankheiten ist er jedoch überfordert und es kommt zu Prolinmangel, weil die große Menge kollagenverdauender Enzyme einen hohen Kollagenumsatz verursachen. Daher ist es hier ratsam, Prolin (aber bitte immer zusammen mit Vitamin C) als Nahrungsergänzung zu nehmen. Eine sinnvolle therapeutische Dosierung liegt bei 3 bis 4 Kapseln – das sind 1500 mg bis 2000 mg pro Tag - wenn Prolin zusammen mit Lysin und Vitamin C eingenommen wird.

Vitamin C: Damit die Neuproduktion von Kollagen in genügendem Maße stattfinden kann, benötigt man auch reichlich Vitamin C. Namhafte Mediziner erachten tägliche therapeutische Mengen zwischen 5 und 20 g als sinnvoll.

Multi-Vitalstoff-Präparat: Zusätzlich ist unbedingt ein ausgewogen zusammengesetztes und genügend hoch dosiertes Multi-Vitalstoff-Präparat zu empfehlen, da es sich bekanntlich um ein komplexes Stoffwechselgeschehen handelt und mindestens 45 Vitalstoffe für den Menschen absolut lebensnotwendig sind. Voraussetzung für den therapeutischen Erfolg ist, dass man diese Präparate hoch genug dosiert und lange genug verabreicht.

Entscheidend für jeden Therapieerfolg ist natürlich immer der folgende Zusammenhang: Es müssen nicht nur alle benötigten Bau- und Betriebsstoffe zur Verfügung gestellt werden, sondern auch die Zellkommunikation und -koordination muss mittels der Therapie wieder einreguliert werden und damit auch die entgleisten Funktionen ins Lot gebracht werden.

Polyphenole: Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in verschiedene einzelne Stoffklassen unterteilt werden. Sie umfassen eine Gruppe verschiedener Substanzen, die den Pflanzen als gelber, roter, blauer oder violetter Farbstoff dienen. Den Polyphenolen ist gemeinsam, dass sie meistens aus ringförmigen Molekülen (Phenol) bestehen, die in der Lage sind, Elektronen leicht aufzunehmen. Polyphenole besitzen ein breites Wirkungsspektrum: sie wirken stark antioxidativ, antimikrobiell und entzündungshemmend.

Im Grüntee finden sich zahlreiche Polyphenole, die antiviral und antibakteriell wirken. Von allen Polyphenolen hat Epigallocatechingallat (EGCG) die höchste antioxidative Wirkung.

Wissenschaftliche Untersuchungen sprechen dafür, dass insbesondere der Stoff EGCG (Epigallocatechin-3-gallat) im Grüntee der Entstehung von Krebserkrankungen der Speiseröhre und verschiedener Organe entgegenwirkt und eine herzprotektive Wirkung besitzt. Im Laborversuch hindert EGCG Krebszellen am Wachstum und aktiviert sogar deren Selbstmordprogramm (Apoptose). US-Forscher fanden heraus: EGCG blockiert ein für die Entstehung von Krebszellen wichtiges Enzym, die Urokinase.

Polyphenole erreichen im Rahmen ihrer Rolle als Radikalenfänger eine Hemmung der Thrombozytenaggregation und eine Verminderung der Konzentration an Fibrinogen, wodurch die Fließeigenschaft des Blutes verbessert wird. Insgesamt kann also von herz- und gefäßschützenden Wirkungen der Polyphenole ausgegangen werden.

Polyphenole sind auch in der Lage, mit Schwermetallen Chelate zu bilden. Sie können daher auch zur Schwermetallausleitung eingesetzt werden. Außerdem wurden Eigenschaften entdeckt, die Entzündungen verhindern oder schneller abklingen lassen, die der Virusabwehr dienen, die eine antiallergische Wirkung erzielen und sich schließlich sogar für die Zähne als kariesschützend erweisen.

Literatur:

Nachfolgend finden Sie Hinweise zu weiterführender Literatur (Sie können also selbst prüfen, ob alle unsere Informationen nun wirklich wahr sind - scherzhafte Bemerkung, aber es gibt immer noch Zeitgenossen, die lieber den Desinformations-Medien Glauben schenken):

Uwe Gröber: Orthomolekulare Medizin, Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft Stuttgart 2008
Dietl/Ohlenschläger: Handbuch der Orthomolekularen Medizin, Haug Verlag 2000
Burgersteins Handbuch Nährstoffe, Haug Verlag 2002
Linus Pauling: Das Vitaminprogramm, Goldmann 1992
Harald Krebs: Vitamin-C-Hochdosistherapie, Urban & Fischer 2010
Earl Mindell: Die neue Vitaminbibel, Heyne 2007
Strunz/Jopp: Die Vitaminrevolution, Gräfe und Unzer 2003
Blaurock-Busch: Orthomolekulartherapie in der Praxis, Natura Med Verlag 1995
Ingeborg Münzing-Ruef: Kursbuch gesunde Ernährung, Heyne 2000
Dr. Gottfried Lange: Bindegewebe und L-Lysin – Vortrag
www.orthokennis.de