Pille gegen Akne: Verbotene Versprechen

Pille gegen Akne: Verbotene Versprechen

In den USA nennt man das Bewerben eines Medikaments für einen anderen Zweck als nach der durch Studien genehmigten Zulassung "Off-Label Marketing". Bei uns ist dieser Begriff und auch die in Deutschland beobachtbare Praxis mit keinem allgemein bekanntem Begriff versehen. In den USA gibt es immer wieder mal auch spektakuläre Gerichtsverfahren gegen solche Praktiken, die den Pharmaunternehmen viele zusätzliche Einnahmen bescheren. Bei uns dagegen hört oder liest man wenig über diese gesetzwidrige aber gängige Praxis.

Heute möchte ich die vielen Mütter unter Ihnen aber auch die verantwortungsbewussten Therapeuten unter Ihnen liebe Leser ansprechen, um auf ein Problem aufmerksam zu machen, dass uns allen am Herzen liegen sollte: Die durchaus mit erheblichen Risiken versehene dermatologische Anwendung der Pille bei jungen Mädchen.

Ein Beispiel für ein solches "Off-Label Marketing" ist die Pille

Die Pille dient nur zur Verhütung? Leider nein: Pharmahersteller und Ärzte preisen sie gerne auch als Mittel gegen Akne und fettige Haut an. Vor allem junge Mädchen werden so in die Frauenarztpraxen gelockt. Diese Art der Werbung ist allerdings untersagt und doch wird die gängige Methode stillschweigend geduldet, obwohl sie sehr wohl bekannt und weit verbreitet ist.

Den ersten Bericht über die Pille als Mittel gegen Akne lesen viele junge Mädchen in der Online-Ausgabe der "Bravo". Den Text von der Internetseite habe ich Ihnen kopiert und im letzten Absicht in diesen Gesundheitsbrief übernommen.

Auch die erst 15-Jährige Sandra besuchte nach dem Lesen dieser Nachricht erstmals eine Frauenärztin. Nicht Sex oder die Aussicht auf einen Freund trieben das Mädchen ohne Wissen der Eltern zur Gynäkologin - sondern die Hoffnung auf eine bessere Haut.

Was dann folgte, war ein Fünf-Minuten-Gespräch mit der Frauenärztin. Ob Thrombosen und Stoffwechselerkrankungen in Sandras Familie vorlägen, wollte die Ärztin wissen. Dann stellte sie das Rezept für ein orales Verhütungsmittel aus und drückte ihr eine Infobroschüre "Über die Liebe und über die Pille" in die Hand.

Verfasst ist diese Infoschrift vom Verein der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau ÄGGF. Vertrieben wird sie vom Gynäkologie-Service von Gedeon Richter, einem in Budapest ansässigen Pharmakonzern. Die Broschüre informiert über die Pille als Verhütungsmittel und wirbt ergänzend auch mit dem dermatologischen Zusatznutzen der Pille: "Wenn du Probleme mit der Haut hast, zum Beispiel unreine oder fettige Haut und Akne, dann lässt sich das durch bestimmte Pillen deutlich lindern."

Unser Mexican Wild Yam wird von vielen Frauen - neben den Hauptanwendungen gegen Wechseljahresbeschwerden und PMS - als sicheres und natürliches Verhütungsmittel geschätzt. Es vergeht aber kaum eine Woche, in der wir nicht gefragt werden, ob die Yamswurzel dann auch geeignet wäre, gegen Akne verwendet zu werden. Und immer ist diese Frage damit verbunden, dass die Pille doch auch dafür eingesetzt würde. Man kann also durchaus sagen, dass diese Einsatzmöglichkeit der Pille sich inzwischen mehr als nur "herumgesprochen" hat.  Man behauptet inzwischen, dass Akne durch hormonelle Störungen begründet sei. Früher war Akne einfach eine Hautunreinheit, die jeder Naturheilkundler durch Entgiftung und Entsäuerung bekämpft hat.

Keine Pille ist gegen Akne zugelassen

Was sich in zahlreichen Frauenpraxen abspielt, betrachten Zulassungsbehörden und verantwortungsvolle Ärzte mit großer Sorge. Der Grund: Laut Heilmittelwerbegesetz ist die Bewerbung von Medikamenten verboten, wenn diese für die entsprechende Indikation nicht zugelassen sind. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bestätigt aber auf Anfrage, dass in Deutschland kein einziges orales Verhütungsmittel bei Patientinnen unter 18 Jahren als Medikament gegen Akne oder sprödes Haar zugelassen ist. Wer also als Arzt oder Hersteller Mädchen unter 18 Jahren die Pille zur Bekämpfung von Akne empfiehlt, handelt juristisch besehen illegal.

Auf Anfrage bestätigt Gedeon Richter, Initiativen der ÄGGF zur Sexualaufklärung, wie etwa die Infobroschüre, zu unterstützen. Gleichzeitig räumt das Unternehmen in der Stellungnahme ein, dass eine explizite Zulassung der Pille als Mittel gegen Akne bei Mädchen im Teenie-Alter nicht existiert: "Klinische Studien werden entsprechend der gesetzlichen Regelung grundsätzlich nicht bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren durchgeführt."

Verschreiben Ärzte die Pille, nur weil die jungen Mädchen sich weniger Pickel wünschen, droht schlimmstenfalls noch ein weiterer Gesetzesverstoß: Trägt eine Jugendliche aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen der Pille gesundheitliche Schäden davon, so ist auch der Tatbestand der fahrlässigen Körperverletzung erfüllt, erklärt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Braunschweig.

Ermittlungen gegen Pharmahersteller und Arztpraxen, die die Pille als Akne-Mittel propagieren, sind bisher aber nicht bekannt. Dabei gibt es immer wieder Berichte von unerwünschten Nebenwirkungen. So lagen dem BfArM am 13. August 2012 insgesamt 110 Meldungen zu unerwünschten Nebenwirkungen bei Mädchen im Alter von 12 bis 15 Jahren unter der Anwendung oraler Kontrazeptiva vor. Allein die Kategorie "Gefäßerkrankungen" brachte es auf 56 Berichte, gefolgt von "Erkrankungen des Nervensystems" (21 Berichte). Das aber seien womöglich nur zehn Prozent der tatsächlich existierenden Fälle, sagt eine Sprecherin des BfArM. "Die Dunkelziffer ist leider nach wie vor sehr hoch."

Auf den Internetseiten Mexican-Wild-Yam finden Sie einen ausführlichen Beitrag Die Nebenwirkungen der Antibabypille, in dem alle bisher bekannten Risiken detailliert erläutert werden.

Junge Mädchen wissen kaum etwas über die Nebenwirkungen der Pille

Diesen potentiell drohenden Nebenwirkungen dürften sich junge Mädchen kaum bewusst sein. Und auch später wissen Frauen nur wenig um die Nebenwirkungen der Pille, von den durch die tägliche Einnahme spürbaren Nebenwirkungen einmal abgesehen, die sehr oft aber nicht auf die Pille zurückgeführt werden.

Es liegt also in der Hand von seriösen Frauenärzten, ihre jungen Patientinnen - und natürlich auch die älteren - verantwortungsvoll aufzuklären. Und diese jungen Frauen müssen dann auch verstehen, was die Ärzte ihnen erklären. Für mich stellt sich sehr wohl die Frage, ob die möglichen Nebenwirkungen der Pille es wert sind, dieses Medikament gegen Akne einzusetzen. Übrigens haben auch Knaben das Problem Akne und denen verschreibt man bekanntlich keine Pille. Das Problem Akne kann man auch durch eine Umstellung der Ernährung und durch einige ergänzende Vitalstoffe in den Griff bekommen. Akne ist  eine insbesondere in der Pubertät auftretende Hauterkrankung , bei der die Hauttalgdrüsen verstopfen und sich eitrig entzünden. Diese Erkrankung lässt viele Jugendliche und zunehmend auch Erwachsene an ihrem entstellten Äußeren fast verzweifeln.

Einige Vitalstoffe (z.B. OPC) sind wegen ihrer entzündungshemmenden und den Blutfluss anregenden Wirkung ein probates Mittel, zumal sie auch die Entgiftung beschleunigen. Die Haut wird bis in die Tiefe gereinigt und zunehmend klarer und glatter.

Hier finden Sie weitere Informationen über die Anwendung von Vitalstoffen gegen Akne

Zudem erschwert die ärztliche Schweigepflicht das Aufklärungsgespräch

Schon mit 16 Jahren darf eine Jugendliche darauf bestehen, ohne Wissen der Eltern die Pille zu erhalten. Eltern aber könnten dem Arzt wichtige Informationen zu bestehenden Familienerkrankungen liefern, oder ihm Hinweise geben, inwieweit ihre Kinder die Pille nur aus kosmetischen Gründen haben möchten.

Auch Pharmahersteller Bayer, dessen orale Verhütungsmittel Yasmin, Yaz und Yasminelle mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr Umsatz einbringen, stellt auf seiner Website Pille.com die Frage "Schönere Haut. Aber wie?" und liefert die Antwort: "Die Einnahme mancher Pillen kann Problemen wie fettiger Haut und fettigem Haar entgegenwirken."

Aufgrund welcher Zulassungen der Konzern die dermatologischen Vorteile der Pille bewirbt, erklärt ein Bayer-Sprecher lediglich: Alle drei Bayer-Präparate "werden von uns in Deutschland weder in der Indikation Akne noch in anderen dermatologischen Indikationen vermarktet".

Auch im Internet findet man eine massive Bewerbung der Pille als Helfer gegen Pickel

Allein das Forum Aknewelt.de führt auf seiner Homepage gleich fünf Präparate auf. Die Arzneimittelhersteller Schering und Jenapharm dürften sich über die wundersame Werbung für ihre dort namentlich vorgestellten Verhütungspräparate freuen. Am Ende der Medikamenten-Aufzählung schreibt die 13-jährige "Ani": "Letzte Woche hat mir meine Hausärztin nun nahegelegt, es mit der Pille zu versuchen, oder mit Aknenormin, hat jemand von euch da Erfahrungen und könnte mir Tipps geben?"

Die Botschaft "Pille gegen Akne" hat sich im Netz längst verbreitet. Wer die Begriffe bei Google sucht, erhält rund 174.000 Treffer.

"Die Vermutung liegt nahe, dass Pharmakonzerne die Absatzzahlen ihrer Präparate möglichst hoch halten möchten", sagt Thomas Heinemann, Mitglied des Deutschen Ethikrats. Zur Taktik der Vermarktungsstrategien von Pharmakonzernen gehörten auch Strategien, um geltende Normen über den "Kundenwunsch" zu beeinflussen. Deshalb fordert der Mediziner: "Solchen Versuchen müssen Ärzte, ärztliche Standesvertretungen und die Zulassungsbehörden einmütig abwehren."

Und das hier kann man bei "Bravo" lesen:

"Es ist eine positive Nebenwirkung der Pille, dass sie gut zur Haut ist. Bestimmte Pillen lassen die Pickel deutlich zurück gehen, sodass einigen Mädchen mit starker Akne vom Arzt zur Einnahme der Pille geraten wird. Natürlich musst Du damit einverstanden sein und der Arzt ganz sicher, dass es die richtige "Therapie" für Deine Haut ist. Wenn es auch andere Möglichkeiten gibt, der Akne entgegen zu wirken, kannst Du sie natürlich erst mal ausprobieren. Denn auch wenn die Pille von den meisten Mädchen gut vertragen wird, kann auch ihre Einnahme unerwünschte Nebenwirkungen haben. Dein Arzt wird Dich darüber informieren. Wenn Du unreine Haut hast und Dich vielleicht sowieso gerade für eine hormonelle Verhütungsmethode entscheiden möchtest, könntest Du mit der Pille zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Schöne Haut kriegen und sicheren Schutz vor einer Schwangerschaft haben. Sprich Deinen Arzt ruhig drauf an, wenn Dir beides wichtig ist."

Zum Abschluss eine durchaus zynisch gemeinte Bemerkung von mir:

Die "Bravo" hat sich "Aufklärung" auf die Fahnen geschrieben.