Werbung für pharmazeutische Produkte beeinflusst Fachjournale

Nach meinem letzten Gesundheitsbrief bekam ich eine Fülle von Emails, alle mit Fragen zur persönlichen Gesundheitssituation. Es ehrt mich, dass ich gefragt werde. Und es ehrt mich, dass ich Ihr Vertrauen habe. Trotzdem muss ich dazu Stellung nehmen.

Erstens: Ich bin kein Arzt und darf aus gesetzlichen Gründen auf die persönlichen Fragen nicht mit einem Rat eingehen. Täte ich es, wäre das verbotene Heilberatung.

Zweitens: Ich kann - selbst wenn ich Arzt wäre und über ausreichendes Fachwissen verfügte – aufgrund einer Email oder eines Telefonats keine Diagnose stellen und dann eine Empfehlung abgeben. Das wäre Scharlatanerie.

Drittens: Wenn Sie zu einem Arzt gehen, würde der ja immer den Arztbesuch irgendwie abrechnen. Richtig? Wie sollen wir dieses Problem lösen? Wir haben natürlich in unserem Umfeld so etwas wie eine medizinische Abteilung, denn ich muss , wenn ich eine Antwort verfasse, ja schließlich wissen, was ich antworten kann und was aktuell Stand der Wissenschaft ist. Wir können uns nur auf allgemeine Antworten einlassen und können nicht auf individuelle Probleme eingehen.

Bitte verstehen Sie auch, dass wir niemals eine Diagnose eines Arztes oder eines Heilpraktikers anzweifeln oder uns in eine begonnene Therapie einmischen werden. Wir werden aber in einigen ausgewählten Fällen, die uns von der allgemeinen Bedeutung her wichtig scheinen, nach naturheilkundlichen Lösungen suchen und unsere Informationen ohne Bezug zum Einzelfall veröffentlichen.

Um ehrlich zu sein: Ich habe nicht so viel Zeit, auf alle Anfragen einzugehen. Und ich darf es auch nicht.

Werbung für pharmazeutische Produkte beeinflusst Fachjournale zum Nachteil von Vitamin-Ergänzungsmitteln

Obwohl es selbst durch die oberflächlichste Überprüfung offensichtlich ist, wurde es spaßeshalber immer noch als das am schlechtesten gehütete Geheimnis in der Medizin bezeichnet: Mit Geld aus der pharmazeutischen Industrie wird Einfluss bei Fachjournalen gekauft.

Was die allgemeine Öffentlichkeit, Ärzte und sogar die Anhänger der Naturheilkunde selbst seit so langer Zeit schon anklagen und womit man am aller wenigsten gerechnet hat, wurde jetzt offiziell offengelegt und sogar in einer konkreten, von Fachleuten begutachteten Studie demonstriert.

Mit Geld aus der pharmazeutischen Industrie wird Einfluss bei Expertengutachten in Fachjournalen gekauft … und dies wird als Werkzeug benutzt, um Naturheilverfahren, alternative Heilmethoden und die Ganzheitsmedizin zu schädigen und zu sabotieren.

Tatsächlich haben Forscher der Universität von Florida und der School of Medicine an der Wake Forest Universität herausgefunden, dass „in den wichtigsten Fachjournals für Medizin mehr Werbung für pharmazeutische Produkte (direkt) damit in Zusammenhang steht, dass sie weniger Artikel über Nahrungsergänzungsmittel veröffentlichen.“

Des Weiteren haben die Forscher herausgefunden, dass mehr Anzeigen von pharmazeutischen Firmen (ganz zufällig) dazu geführt haben, dass die Fachjournale mehr Artikel enthielten, in denen irrtümlich und fälschlicherweise über „negative Schlussfolgerungen hinsichtlich der Sicherheit von Nahrungsergänzungsmitteln“ berichtet wurde.

Diese neue Studie ist die erste ihrer Art und befasste sich im Besonderen mit der Werbung für pharmazeutische Produkte im Vergleich zu den tatsächlichen Textpassagen über Nahrungsergänzungsmittel. Die Autoren begutachteten die Ausgaben der elf größten Fachjournale für Medizin innerhalb eines Jahres: Journal of the American Medical Association, New England Journal of Medicine, British Medical Journal, Canadian Medical Association Journal, Annals of Internal Medicine, Archives of Internal Medicine, Archives of Pediatric and Adolescent Medicine, Pediatrics and Pediatric Research und American Family Physician.

Statistisch gesehen waren die Ergebnisse ziemlich signifikant… und sogar beschämend.

  • Diejenigen Fachjournale für Medizin mit den meisten Anzeigen für pharmazeutische Produkte veröffentlichten signifikant weniger Artikel über Nahrungsergänzungsmittel pro Ausgabe als Journale mit den wenigsten Anzeigen für pharmazeutische Produkte.
  • Journale mit den meisten Anzeigen für pharmazeutische Produkte veröffentlichten KEINE Klinischen Studien oder Kohortenstudien über Nahrungsergänzungsmittel.
  • Der Prozentsatz der Hauptartikel, die zu dem Ergebnis kommen, dass Ergänzungsmittel nicht sicher sind, betrug in den Journalen mit den wenigsten Anzeigen für pharmazeutische Produkte 4% und 67% bei denjenigen Journalen mit den meisten Anzeigen für pharmazeutische Produkte.

Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass „der Einfluss von Werbung über Publikationen“ sehr real ist und gingen einen Schritt weiter, indem sie feststellten, dass „der stärkste Einfluss aufgrund dieser Voreingenommenheit gegenüber Berufsrichtlinien, der Gesundheitsfürsorge und Gesundheitsrichtlinien eine Angelegenheit von großem öffentlichen Interesse ist.“

Und das ist es in der Tat. Die Gesundheitskosten steigen weiter und die Profite bei pharmazeutischen Produkten sind enorm.

Sogar ein kanadischer Psychiater, Dr. Abram Hoffer, M.D., Ph.D., mischte sich aufgrund der Situation ein: „Wir alle müssen hart daran arbeiten, um die Öffentlichkeit über die Vorteile einer vernünftigen Behandlung für jedermann aufzuklären, wo der Patient an erster Stelle steht, nicht die übermächtige Pharmaindustrie.“

Dr. Bo H. Jonsson, M.D., Ph.D., vom Karolinska Institut in Schweden kommentierte, dass „Positive Berichte über die Wirkung hochdosierter Vitamine lange Zeit vom medizinischen Establishment ignoriert worden sind, anstatt sie auf wissenschaftlicher Basis weiter zu untersuchen.“

Wenn Patienten nach alternativen Behandlungsmethoden auf dem Gebiet der Ernährung fragen, ist es tatsächlich so, dass viele Hausärzte antworten: „Ich habe noch nie irgendwelche Studien über die Sicherheit oder Wirkung von Vitamin-Ergänzungsmitteln in meinen Fachjournalen für Medizin gesehen. Die Forschung ist einfach nicht vorhanden."

Traurig, aber wahr. Und jetzt wissen wir auch warum; die großen Fachjournale für Medizin, ihre Editoren und ihre Autoren sind anscheinend bestechlich.

Harte Worte? Vielleicht, aber nur deswegen, weil die Wahrheit hart ist.

‘Bestechlich sein’ bezieht sich darauf, Bargeld als Austausch für Einfluss zu erhalten. Es ist ziemlich naiv, anzunehmen, dass Geld nicht korrumpiert. Persönliche Interessen als Wissenschaft zu maskieren und dafür zu werben, ist falsch und dem muss Einhalt geboten werden. Das Annehmen von Geld trägt zumindest die Verpflichtung in sich, über die Herkunft dieses Geldes Rechenschaft abzulegen. 

Wir sind der Meinung, dass alle Fachjournale für Medizin, wenn sie für wissenschaftliche Kompetenz und Autorität einstehen, dazu gezwungen werden sollten, in jeder Ausgabe vollständig offenzulegen, wie viel Geld exakt von welcher Geldquelle stammt.

Dies sind KEINE Veröffentlichungen zur Unterhaltung der Öffentlichkeit. Sie geben vor, eine wissenschaftliche Gültigkeit zu haben. Jedes Fachjournal für Medizin, das seine finanzielle Beeinflussung nicht offenlegen will, hat einen Grund dafür, warum es dies nicht tut. Und dieser Grund hat mit der Gesundheit der Öffentlichkeit nichts zu tun. Es geht um das private Geld. Jenes Geld, das die Fachjournale dazu veranlasst, die Ärzte zu beeinflussen, damit diese die Öffentlichkeit überzeugt.

BPI fordert strengere Regeln zur Bewertung von Nahrungsergänzungsmitteln

Brüssel – Hersteller von pflanzlichen Arzneimitteln fordern eine klare Abgrenzung von Phytotherapeutika und diätetischen Lebensmitteln, denen pflanzliche Substanzen mit arzneilicher Wirkung beigefügt werden. Für letztere müssten in der EU ebenso strenge Regeln hinsichtlich der Risikobewertungen gelten, wie für pflanzliche Arzneimittel, so Michaels Habs, Vizepräsident des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie.

Habs kritisierte in Brüssel, dass sich die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA bei der wissenschaftlichen Bewertung gesundheitsbezogener Angaben (health claims) auf Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln mitunter auf unzureichendes Datenmaterial stütze. Dies gelte beispielsweise für ginkgohaltige Produkte. Für Phytotherapeutika hingegen seien umfangreiche Nachweise zur Qualität, Sicherheit und Effizienz der Produkte erforderlich.

Nach einer seit Januar 2007 gültigen EU-Verordnung sind die europäischen Lebensmittelhersteller dazu verpflichtet,  der EFSA gesundheitsbezogene Angaben mit denen sie ihre Produkte bewerben wollen, zur wissenschaftlichen Begutachtung vorzulegen. Die EFSA erarbeitet derzeit eine Positivliste für die europaweite Zulassung der health claims. Die Liste soll bis zum 31. Oktober 2010 vorliegen.

Habs forderte mehr Transparenz bei den Bewertungen sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen der EFSA und der Europäischen Arzneimittelbehörde EMEA.

Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Europäischen Parlament, Peter Liese, kritisierte, dass bislang nicht ausreichend sichergestellt sei, dass keine gesundheitsbezogenen Angaben zugelassen werden, die auch auf Arzneimitteln gebräuchlich sind und somit beim Verbraucher die Einstufung eines Lebensmittelprodukts als Arzneimittel nahelegen könnten.

„Man kann Produkte mit ähnlichen Substanzgrundlagen und Zusammensetzungen nicht nach unterschiedlichen gesetzlichen Regeln bewerten“ so auch Susanne Alban vom Pharmazeutischen Institut der Universität Kiel. Die Sicherheit der Verbraucher müsse bei Nahrungsergänzungsmitteln oberstes Gebot sein.

So seien beispielsweise Kava-Kava-haltige Arzneimittel inzwischen wegen vermutlich leberschädigender Wirkung EU-weit verboten, während entsprechende Nahrungsergänzungsmittel weiterhin beworben und vertrieben werden dürfen.

Barbara Sickmüller, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des BPI forderte außerdem, dass nur health claims zugelassen werden, die die Verbraucher auch nachvollziehen können, so wie es die EU-Verordnung vorsieht.

© ps/aerzteblatt.de

Antibabypille unter Verdacht: Erhöhtes Thromboserisiko

Antibabypillen der dritten und vierten Generation sollen häufiger Blutgerinnsel hervorrufen, die Lungenembolien auslösen können. Seitdem die Pillen der vierten Generation im Jahr 2000 auf den Markt gekommen sind, starben allein in Deutschland sieben Frauen, die solche Präparate eingenommen hatten, an einer Lungenembolie oder ihren Folgen.

Die Präparate stehen, genauso wie die der dritten Generation, seit längerem unter dem Verdacht, ein höheres Thromboserisiko mit sich zu bringen als frühere Antibabypillen-Präparate.

Neue Studien

Zwei neue Studien kommen zu dem Ergebnis, dass durch die Einnahme von Antibabypillen der dritten und vierten Generation ein erhöhtes Thromboserisiko besteht. "Die dritte Generation beinhaltet den Wirkstoff Desogestrel, die vierte Drospirenon und beide Stoffe bringen ein viel höheres Risiko für Thrombose gegenüber der älteren, zweiten Generation", sagt Professor Frits Rosendaal von der Universität Leiden in den Niederlanden in WISO. Er hält die neueren Pillen deswegen für gefährlicher als die alten.

Nach seinen Erkenntnissen erhöht der Wirkstoff Drospirenon das Risiko der Blutgerinnselbildung um das Fünffache. In einer anderen Studie, die an der Universität Kopenhagen erstellt wurde, stellt Professor Ojvind Lidegaard ein doppeltes Risiko durch diesen Wirkstoff fest.

Hersteller zweifelt an Studien

Der Pharmakonzern Bayer-Schering, weltweit Marktführer bei Antibabypillen, zieht die Gültigkeit der Studien in Zweifel, weil sie zu unterschiedlichen Risikoeinschätzungen kommen. "Diese Punkte sowie weitere methodische Schwächen lassen die Validität der Studienergebnisse zweifelhaft erscheinen", erklärt Bayer-Schering schriftlich gegenüber WISO.

Die deutsche Aufsichtsbehörde prüft wegen der Studien, inwieweit Patientinnen in Beipackzetteln auf erhöhte Risiken hingewiesen werden müssen. Ulrich Hagemann, Pressesprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), sagt in WISO: "Wir haben unmittelbar nach Publikation dieser Studien auf EU-Ebene in einer Arbeitsgruppe zur Arzneimittelsicherheit die Studien beraten und es wird eine Schlussfolgerung geben, welche Textänderungen in der Packungsbeilage zu machen sind."

Anderswo bereits vom Markt genommen

In Großbritannien und Norwegen wurden die Antibabypillen der dritten Generation bereits vom Markt genommen. Die Schweizer Aufsichtsbehörde Swissmedic will am 21. Oktober die Ergebnisse ihrer Überprüfungen sämtlicher Antibabypillen der jüngsten Generation vorlegen. Anlass sind mehrere Vorfälle in der Schweiz.

Eine damals 16-Jährige erlitt nach nur vierwöchiger Einnahme der Drospirenon-Pille eine doppelseitige Lungenembolie. Heute, knapp zwei Jahre später, ist sie schwerbehindert, ein Pflegefall. Ihre Mutter sagt in WISO: "Sie hatte keine anderen Medikamente eingenommen als die Pille und deswegen konnte man relativ schnell sagen, dass da mit ziemlicher Sicherheit die Pille der Verursacher der Lungenembolie ist." Das habe ihr die behandelnde Klinik schriftlich bestätigt. In der Schweiz verstarb erst Ende September eine andere Frau, die Antibabypillen der vierten Generation einnahm, an einer schweren Lungenembolie.