Eine neue Rubrik: Aus der Forschung

Am Wochenende haben wir eine neue Rubrik auf unseren Internetseiten geöffnet: Forschungsergebnisse zur Naturheilkunde und orthomolekularen Medizin:

Die Forschungsergebnisse zu Vitalstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen, Enzymen, Bioflavonoiden, Aminosäuren und anderen natürlichen Wirkstoffen werden uns von der Forschungsstiftung für natürliche Gesundheit (Research for Health Foundation) zur Verfügung gestellt. Diese unabhängige Forschungsstiftung wird getragen von Einzelpersonen, Firmen und Institutionen, die sich dafür einsetzen, dass die Naturheilkunde als alternative Therapieform den Stellenwert behält, den sie als älteste Medizin überhaupt seit Jahrtausenden einnimmt.

Diese neuen Seiten werden hoffentlich besonders den Praktizierenden unter Ihnen eine wertvolle Hilfe sein können.

Besuchen Sie auch die Internetseiten der Stiftung unter www.research4health.net

Heute möchte ich Ihnen beispielhaft zwei neuere Studien vorstellen.

Eine dritte Meldung betrifft den diesjährigen Nobelpreis für Medizin.

Calcium und Knochen: Diskussion um neue Meta-Analysen

Die Gabe von Calcium (mit oder ohne Vitamin D) gehört zum weltweiten Standard bei der Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose. Zwei neue Meta-Analysen – die eine in der Zeitschrift Lancet, die andere im American Journal of Clinical Nutrition – haben die bisherigen Studienergebnisse untersucht (1,2).

Bei der Arbeit von Tang wurden 29 Studien (n=63’897) miteinbezogen, bei welchen Calcium oder Calcium in Kombination mit Vitamin D zur Vorbeugung von Frakturen oder zur Vorbeugung von osteoporotischem Knochenmasseverlust eingesetzt wurden.

Die statistische Auswertung ergab ein um 12% vermindertes Knochenfraktur-Risiko sowie einen um 0,6-1,2% reduzierten Knochendichte-Verlust. In den Studien mit erhöhter Patienten-Compliance zeigte sich ein um 24% reduziertes Knochenfraktur-Risiko. Die Behandlungsergebnisse waren mit täglichen Gaben von 1200 mg Calcium besser als mit geringeren Tagesdosierungen. Ebenfalls zeigten Studien mit >800 I.E. Vitamin D bessere Resultate als diejenigen mit geringeren Dosierungen.

Die Meta-Analyse von Bischoff untersuchte die Rolle der alleinigen Calciumzufuhr im Hinblick auf die Häufigkeit von Knochenfrakturen. Dabei konnte keine signifikante Reduktion des Hüftfraktur-Risikos gefunden werden.

Unser Kommentar: Eine Vorgehensweise zur Prävention und Therapie von Osteoporose und Knochenfrakturen, die lediglich Kalziumgaben mitberücksichtigt, ist definitiv obsolet. Eine alleinige Kalziumgabe kann zwar die Knochendichte erhöhen, dürfte aber in aller Regel keinen Einfluss auf die Knochenfragilität haben. Dies ist in Anbetracht der komplexen, kollagenen Knochenmatrix, die ja nicht nur aus Kalzium besteht, absolut nachvollziehbar.

Eine kombinierte Gabe von Calcium und Vitamin D ergibt bereits wesentlich bessere – aber auch nicht wirklich überzeugende Resultate.

Selbstverständlich gehören Kalzium und Vitamin D nach wie vor zur Basistherapie der Osteoporose. Man sollte aber unbedingt die längst vorliegenden Studienergebnisse berücksichtigen, die mit einer zusätzlichen Gabe von Magnesium, Zink, Mangan, Kupfer, Vitamin K und Vitamin C (Kollagensynthese, Knochenelastizität) eine signifikante und wesentliche Verbesserung der Knochenstruktur und der Knochendichte zeigen. Zudem sollte bei Osteoporose ein erhöhter Homocystein-Spiegel gesucht und allenfalls behandelt werden, da Homocystein nicht nur in den Gefäßen sondern auch in den Knochen die kollagenen Strukturen stört. (3,4). Die entsprechenden Behandlungsempfehlungen für die Praxis sollten dringend dem aktuellen wissenschaftlichen Stand angepasst werden. Die hierfür benötigten Produkte sind auf dem Markt verfügbar.

Hier finden Sie weitere Angaben zur Studie

Vitamin C reduziert das Risiko für Schlaganfälle um 42%

Der Nutzen von Vitamin C zur Verminderung des Schlaganfall-Risikos wurde bisher und aufgrund der vorliegenden Studienresultate kontrovers diskutiert.

Das Ziel dieser prospektiven Studie war es, den Zusammenhang zwischen dem Plasma-Vitamin C-Spiegel und dem Risiko für einen Schlaganfall zu untersuchen. 20'649 Personen im Alter von 40-79 Jahren ohne Schlaganfall-Anamnese wurden nach einem Spitalaufenthalt während eines Zeitraumes von 8-12 Jahren auf das Auftreten von Schlaganfällen untersucht und statistisch erfasst. Bei diesen Probanden wurden in diesem Zeitraum insgesamt 448 Schlaganfälle registriert. Personen mit einem Vitamin C-Plasmaspiegel in der obersten Quartile wiesen dabei gegenüber den Probanden mit der Gruppe der niedrigsten Vitamin C-Spiegel (unterste Quartile) ein um 42% reduziertes Schlaganfall-Risiko auf. Diese Werte zeigten sich unabhängig von möglichen Einflussfaktoren wie Geschlecht, Alter, Body Mass Index (BMI), systolischem Blutdruck, Cholesterin, sportlicher Aktivität, bestehendem Diabetes, sozialer Zugehörigkeit, Alkoholkonsum und Rauchen. Vergleichbare Resultate wurden ermittelt nach Ausschluss von kranken Personen, von Personen mit regelmäßiger Vitamin C-Supplementierung und von Personen, die bereits in den ersten 2 Jahren der Studie einen Schlaganfall erlitten haben.

Fazit: Die Ermittlung des Plasma-Vitamin C-Spiegels könnte sinnvoll sein, um Personen mit einem deutlich höheren Risiko für einen Schlaganfall zu identifizieren und diese allenfalls zu supplementieren.

Hier finden Sie weitere Angaben zur Studie

Nobelpreiskomitee unter Korruptionsverdacht

Stockholm - Der diesjährige Nobelpreis für den deutschen Krebsforscher Harald zur Hausen wird möglicherweise ein Fall für die Justiz. Die Korruptionseinheit der Stockholmer Staatsanwaltschaft wird sich nach einem Bericht des Schwedischen Radios die Umstände der Preisvergabe genauer ansehen. Zur Hausen hatte am 10. Dezember den Medizin-Nobelpreis für die Erforschung der Rolle des humanen Papillomvirus (HPV) bei der Entstehung von GebärmutterhaIskrebs erhalten. In die Kritik geriet seine Auszeichnung, weil zwei Mitglieder des Nobelkomitees enge Verbindungen zum Pharmakonzern Astra Zeneca haben, der viel Geld mit Impfstoffen gegen HPV verdient. Auch gegen andere Juroren wurden Vorwürfe wegen Bestechlichkeit laut: Die StaatsanwaltschaIt Stockholm leitete in dieser Woche eine Voruntersuchung wegen Korruption ein, bei der es um China--Reisen von Mitgliedern der Jurys für die Preise in Medizin, Physik und Chemie geht. Drei Angehörige der Nobel-Komitees waren im Januar 2008 und März 2006 auf Kosten der chinesischen Regierung durch China gereist. Ein Ziel der Einladung war offenbar, den Schweden mögliche Kandidaten für Nobelpreise zu präsentieren. Man habe sich da in einem Grenzbereich bewegt, sagte der Vorsitzende des Kommitees für den Medizin-Nobelpreis Bertil Fredholm im Radio. Er glaube jedoch nicht, dass die Reisen die Entscheidung der Jury beeinflusst haben.

Gehe - Süddeutsche Zeitung 19. Dezember 2008