Gifte im Alltag und wie man sich dagegen schützt (4)

Heute bekommen Sie Teil 4 zum Thema "Gifte im Alltag".

Vergiftungen durch Blei

Am bekanntesten sind Wasserrohre aus Blei, die bereits von den alten Römern gefertigt wurden. Manche Historiker sehen in der chronischen Bleivergiftung der Römer durch die Wasserleitungen einen wesentlichen Grund für den Niedergang des römischen Weltreiches. Auch bei uns gibt es noch Bleiwasserrohre, insbesondere in den nördlichen Bundesländern, in Berlin bestehen noch heute 30% der Wasserleitungen aus Blei (evtl. durch Wasseranalyse prüfen lassen oder den Hausbesitzer fragen).

Blei wurde früh genutzt, denn es ist weich, dehnbar, schmilzt bei geringen Temperaturen, lässt sich mit einfachen Mitteln bearbeiten und ist sehr korrosionsfest. Heute verwendet man Blei vor allem für Akkumulatoren, Munition, Mennige (Rostschutz) und für Strahlenschutz, z.B. Bleischürze zum Abdecken beim Röntgen .Geringere Bleianteile stecken auch in Zinngeschirr (nur zur Dekoration verwenden) und in Wasserarmaturen (bevor man Wasser zum Trinken oder für die Nahrungszubereitung nimmt, immer erst 1 Glas voll ablaufen lassen). Glasuren und Gläser (Bleikristall) sind inzwischen meist bleifrei. Auch Benzin ist seit längerem bleifrei.

Wie wirkt Blei?

Blei ist ein starkes Blut-, Nerven- und Nierengift, das bereits in geringsten Mengen Nerven und Blut schädigt. Besonders gefährlich ist das Einatmen von bleihaltigen Stäuben und Dämpfen. Blei reichert sich überall im Körper an, besonders in Leber, Nieren, Knochenmark, Knochen und Zähnen ; bestimmte Bleiverbindungen gehen bevorzugt ins Fettgewebe und ins Gehirn.

Krankheitszeichen können bereits bei Konzentrationen von 1 Mikrogramm pro ml Blut (entspricht 0,1 Mikrogramm im ml Urin) auf. Dieser Wert wird erreicht, wenn man 8 Stunden lang einer Konzentration von 0,1 mg pro Kubikmeter Luft ausgesetzt ist (das ist bereits der MAK-Wert von Blei!). Schwangere reagieren wesentlich empfindlicher, Blei überwindet die Plazentaschranke und kann den Embryo schädigen.

Symptome einer chronischen Bleivergiftung: Gelenkschmerzen, Gewichtsabnahme, Herzbeklemmung, Kollapsneigung, Müdigkeit, Muskelschmerzen und –schwäche, Schwindel, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Impotenz, Merkschwäche, Nervosität, Zittern, Gefühllosigkeit in Armen und Beinen, epileptische Anfälle bei Kindern...

Klinische Symptome: Anämie, Bleikoliken, graugelbe Hautverfärbung, hoher Blutdruck, Knochenveränderungen, Kochenmarksschädigung, Leber- und Nierenschäden, Zwölffingerdarmgeschwüre, Sterilität, Abort oder Fruchtschädigungen bei Schwangeren; Hirnstörungen mit zum Teil schweren Krämpfen und massiven Depressionen, in besonders schweren Fällen Parkinson.

Bei Kindern äußern sich Bleivergiftungen anfangs in langem Schlafen, Spielunlust, Reizbarkeit, häufigem Weinen, Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, später auch in Krampfanfällen. Als Dauerschäden bleiben Lähmungen und verminderte Intelligenz.

Bereits geringe Bleimengen führen zu Hautallergien, Autoimmunkranheiten und fördern Krebs.

Maßnahmen

  • Nachweis in Hausstaub, Blut und Urin
  • Nachweis durch Mobilisation der Depots mit DMPS-Test
  • In schweren Fällen Nachweis von Ablagerungen in Knochenmark und Zahnwurzeln
  • Hautallergie- und Autoimmuntest

und Zink Entgiftung durch sofortigen Expositionsstopp, DMPS und eventuell Vitamin B1, Magnesium und Zink. Austausch aller noch vorhandenen Bleiwasserrohre.

Vergiftungen durch Pestizide

Pestizide nennt man alle chemischen Verbindungen zur Abtötung von Lebewesen wie Insektizide, Fungizide, Herbizide usw. Man verwendet sie in Landwirtschaft und Gartenbau, als Holzschutzmittel und zur Entseuchung von Wohn- und Lagerräumen.

Die verwendeten Chlorkohlenwasserstoffe (CKW) sind besonders schädlich für Gesundheit und Umwelt und biologisch kaum abbaubar. Neben Dioxinen und Furanen gehören dazu die klassischen Pestizide DDT, Pentachlorphenol (PCP), Lindan und neuere Verbindungen wie Dichlofluamid, Permithrin oderr Tebuconazol, aber auch PVC, Chloropren, verschiedene Lösungsmittel, Mittel in chemischen Reinigungen (gereinigte Kleidung mindestens 1 Tag im Freien auslüften und ausdünsten lassen, bevor man sie wieder in den Schrank hängt!).

Man ist bis vor kurzem so sorglos damit umgegangen, dass die Pestizide inzwischen weltweit fester Bestandteil der Nahrung sind. Es wird beispielsweise davon ausgegangen, dass DDT, das erst 1974 bei uns verboten und noch in den 80er Jahren in den Ländern der dritten Welt versprüht wurde, bis weit ins 21. Jahrhundert in Natur und Nahrungskette wegen seiner Langlebigkeit angereichert sein wird Außerdem haben sich pestizid-resistente Insekten (z.B. Malariamücke) gebildet. Nach dem Verbot von DDT benutzte man die ebenfalls langlebigen halogenierten Kohlenwasserstoff-Verbindungen Lindan, PCP, Dieldrin, Aldrin und andere.

Erst als Tausende von Menschen, die Bauhölzer und Einrichtungsgegenstände mit PCP- und Lindan-haltigen „Holzschutzmitteln“ behandelt hatten, chronisch schwer erkrankten, wurde zumindest die Verwendung von PCP und Lindan in Holzschutzmitteln verboten.

Moderne Pestizide wie Dichlofluanid, Chlorthalonil, Endosulfan, Tebuconazol, halogenierte Carbamate, Oxime und viele Pyrethroide (sie sind der Natur chemisch nachgebaut, enthalten jedoch oft Halogene) werden meist rasch abgebaut, können aber auch schaden.

Wirkung der Pestizide auf den Menschen

Alle Pestizide greifen das Nerven- und Immunsystem an, dies wird durch die enthaltenen Lösemittel noch verstärkt. Sie führen zu Hautallergien und später zu Autoimmunerkrankungen. Für die Symptome chronischer Vergiftung durch PCP und Lindan hat die Landesärztekammer Baden-Württemberg folgende Liste erstellt:

Allgemeine Symptome: Allergien mit Bindehautentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitis, Asthma bronchiale, Ekzeme, Verstärkung vorhandener Allergien, Blutungsneigung infolge Gerinnungsstörungen, Anämie, Milz- und Lymphknotenschäden, Chemikalienunverträglichkeit, Gewichtsverlust, Herzrhytmusstörungen, Immunschäden mit Infektanfälligkeit, verzögerte Wundheilung, Kopfschmerzen, Müdigkeit mit Schlafstörungen, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Leberschäden, Unwohlsein und Schwindel

Dermatologische (die Haut betreffende) Symptome: Akne, allgemeine Hautveränderungen, Furunkulose, Haarausfall, Neigung zu Pilzerkrankungen

Neurologische (die Nerven betreffende) Symptome: Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Krämpfe, Zuckungen, Zittern, Geruchsüberempfindlichkeit, Sehstörungen, Gefühl von Kälte und Brennen, Sensibilitätsstörungen mit Kribbeln und Taubheit der Glieder

Psychische Symptome: Nervöse Unruhe und mangelnde Initiative, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Gemütsschwankungen bis zur Aggression, Sexualstörungen, Störungen des Kurzzeitgedächtnisses

Zu beobachten sind auffällige Gedeihstörungen von Zimmerpflanzen und Haustieren bis zum Tod , außerdem starkes Insektensterben

Welche Maßnahmen helfen

  • Nachweise gegenwärtiger Pestizide durch ein mindestens 8 Tage lang aufgestelltes Kohle-Sammelröhrchen
  • Nachweise im gekehrten, offenen Hausstaub und akut in Blut und Urin
  • Nachweise länger zurück liegender Vergiftungen in Fettgeschwülsten (Lipome), in Zahnwurzeln (Röntgen) und in altem Hausstaub
  • Indirekter Nachweis: Gesundheit und Befindlichkeit chronisch Vergifteter bessern sich, wenn sie keinerlei Bleibelastung mehr ausgesetzt sind.

Vorsichtsmaßnahmen

Vollständiger Expositions-Stopp gegenüber allen Nervengiften: Kein Rauchen oder Passivrauchen, kein Alkohol. Keine Gewichtsabnahme ohne Schutz, Pestizide können sonst über das Blut in andere Organe gelangen. Keine Aromatherapien. Periodische Fettentgiftung wie im Kohle-Mobilisations-Test beschrieben.

Vergiftungen durch Lösemittel

Lösemittel gehören heute zum täglichen Leben. Sie sind enthalten in Grundierungen und Imprägnierungen, in Lacken, Lasuren, Versiegelungen für Holz- und Metalloberflächen. Selbst die Dispersionsfarben der „Naturfarben“-Hersteller und sogenannte Wasserlacke enthalten geringe Mengen Lösemittel, auch wenn sie sich als „lösungsmittelfrei“ verkaufen dürfen. Am Bau gibt es inzwischen lösungsmittelarme Dispersionskleber, Haushaltskleber enthalten jedoch fast sämtlich große Mengen Lösemittel, die beim Kleben konzentriert eingeatmet werden

Viele Lösemittel wie Ethanol (Spiritus), Propanol und die Terpene sind wenig veränderte Naturprodukte, die übrigen werden aus Erdöl und Erdgas hergestellt. Im Alltag werden häufig Gemische benutzt, deren Bestandteile nur angegeben werden müssen, wenn sie in der Gefahrstoffverordnung als giftig, gesundheitsschädlich oder reizend eingestuft sind und ihre Konzentration eine bestimmte Grenze überschreitet, z.B. bei Dimethylkarbonat, Ehtylbenzol, Methylglykol, Terpentinöl, Toluol und Xylol mehr als 10%.

Lösemittel stecken auch in Wachsen, Schuhcremes, Emulsionen, Pinselreinigern, Pharmazeutika (Alkohol), Abbeizern, Extraktionsmitteln für Lebensmittel und Geruchsstoffe, in Speisearomen, Kunstharzen, PVC, Nagellack und Nagellackentfernern; Terpene finden sich in Haushaltsreinigern, Kosmetika und Geschirrspülmitteln.

Wirkungen der Lösemittel auf den Menschen

Lösemittel sind Hirn- und Nervengifte, besonders schädlich sind sie als Dämpfe eingeatmet Gespeichert werden sie in Gehirn und Fettgewebe. Lösemittel können einander in ihrer Schadwirkung potenzieren und verstärken die Schädlichkeit von Metallen. Die Betroffenen leiden an Leber- und Nierenschäden.

Symptome: Gliederzittern, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Sehstörungen, Konzentrationsschwäche, Schwindel, Trigeminus-Neuralgie, Kribbeln in Händen und Füßen.

Jahrzehntelange Anwendung lösemittelhaltiger Holzschutzmittel in Innenräumen hat bei einem großen Teil der Bevölkerung zu schweren Allergien, Immundefekten und Schäden des Zentralnervensystems geführt.

Maßnahmen

  • Nachweis gegenwärtig vorhandener Lösemittel durch ein mindestens 8 Tage lang aufgestelltes Kohlesammelröhrchen, durch gekehrten offenen Hausstaub und akut in Blut und Urin
  • Nachweis länger zurück liegender Vergiftungen in Fettgeschwülsten, in Zahnwurzeln durch Röntgen und in altem Hausstaub
  • Indirekter Nachweis: Verbesserung von Gesundheitszustand und Befindlichkeit bei vollständigem Expositionsstopp – das ist auch die wichtigste Entgiftungsmaßnahme
  • Entgiftung durch Kohle- und/oder Paraffinölgaben bei Nulldiät unter ärztlicher Aufsicht

Vorsichtsmaßnahmen bei Geschädigten

  • Vollständiger Expositions-Stopp gegenüber allen Nervengiften, kein Rauchen oder Passiv-Rauchen, kein Alkohol, keine Aromatherapien
  • Verzicht auf Pestizide in Haus und Garten, keine lösemittelhaltigen Putz- und Reinigungsmittel oder Kosmetika (siehe auch Buch von Dr. Mauch: Die Bombe unter der Achselhöhle, Herbig Verlagsbuchhandlung München)
  • Verzicht auf lösemittelhaltige Farben, Lacke, Kleber und auf Sprays aller Art
  • Verzicht auf Kleidung, die chemisch gereinigt werden muss
  • Verzicht auf Luftverbesserer (Lüften ist gesunder und preiswerter)
  • Keine Gewichtsabnahme ohne Schutz, Lösemittel aus Fettdepots können sonst über das Blut in andere Organe gelangen
  • Periodische Fettentgiftung (Kohle-Mobilisations-Test)