Nicht nur für Veganer: Wissenswertes zu Vitamin B12 (2)

Es kursieren immer noch zahlreiche Mythen zu diesem Thema unter Veganern, gerade im Internet finden sich viele widersprüchliche Angaben über den Umgang mit diesem Vitamin. Wir möchten heute mit unserer ausführlichen Beschreibung mit einigen Ungereimtheiten und Halbwahrheiten aufräumen.

Heute bekommen Sie Teil 2 meiner Beschreibung zu diesem wichtigen Vitamin.

Teil 1 finden Sie im Archiv 15 der Gesundheitsbriefe.

Was ist Vitamin B12?

Vitamin B12 gehört zu den Cobalaminen – chemische Verbindungen, die in allen Lebewesen vorkommen. Alle Cobalamine enthalten das Spurenelement Cobalt als Zentralatom. Vitamin B12 wurde 1926 von zwei amerikanischen Ärzten erstmals beim Menschen entdeckt und kann seit 1972 vollsynthetisch hergestellt werden. Bis heute gilt es als das größte, jemals künstlich hergestellte Molekül.

Wirkung und Funktion im Körper

Vitamin B12 ist ein wichtiger Bestandteil des Eiweißstoffwechsels und von großer Bedeutung für die Funktion des Nervensystems und für die Bildung roter Blutkörperchen. Darüber hinaus reguliert es die Zellteilung, das Zellwachstum und ist für die Bildung der Erbsubstanzen DNA und RNA mitverantwortlich.

Vitamin B12 schützt außerdem das Herz-Kreislaufsystem, indem es die gefährliche Aminosäure Homocystein in Methionin umwandelt. Ein zu hoher Homocystein Spiegel wird mit Arteriosklerose (Arterienverkalkung) in Verbindung gebracht.

Über die Gallensäure gelangt Vitamin B12 in den Dünndarm. Dort wird das wasserlösliche Vitamin im letzten Dünndarmabschnitt, dem Ileum, an das Blut abgegeben und vom Körper aufgenommen. Damit dieser Prozess stattfinden kann, wird das Transporteiweiß Glykoprotein, der sogenannte Intrinsic-Factor benötigt. Er bindet das Vitamin in einen Komplex ein, so dass es vor Verdauungsenzymen geschützt wird. Dadurch kann das Vitamin B12 durch die Darmschleimhaut ins Blut gelangen. Ist der Intrinsic-Factor gestört, kann das Vitamin nicht mehr aufgenommen werden und es kommt zu Mangelerscheinungen.

Vitamin B12 im Stoffwechsel

Alles natürlich vorkommende Vitamin B12 wird durch Mikroorganismen produziert, die im Darm von Mensch und Tier angesiedelt sind, wobei der menschliche Darm eine untergeordnete Rolle spielt. Auch wenn der menschliche Körper in der Lage ist Vitamin B12 im Dickdarm herzustellen, kann es dort nicht vom Blut aufgenommen werden. Eine Aufnahme ist nur im letzten Abschnitt des Dünndarms (der vor dem Dickdarm liegt) möglich, und so wird das vom Körper produzierte Vitamin B12 ungenutzt ausgeschieden.

Der menschliche Körper ist sehr gut in der Lage, über die Nahrung aufgenommenes Vitamin B12 zu speichern. Dies geschieht vor allem in der Leber, die durch das Protein Transcobalamin große Mengen an Vitamin B12 einlagern kann. Ist dieses Depot gut gefüllt, kann ein Mangel über Monate bis hin zu einigen Jahren vom Körper ausgeglichen werden. Dadurch ist es möglich, dass eine Unterversorgung mit Vitamin B12 lange Zeit unentdeckt bleibt.

Vorkommen von B12

In fast allen Lebensmitteln tierischer Herkunft ist Vitamin B12 enthalten. Besonders große Mengen sind in tierischen Innereien wie Leber, Niere und Herz enthalten. Aber auch Fleisch, Milchprodukte, Käse und Eier enthalten Vitamin B12. Pflanzliche Nahrung hingegen enthält so gut wie kein Vitamin B12. Auch das in der Algenart Spirulina vorkommende Vitamin B12 gilt eher als Pseudovitamin, das in seiner biologischen Wirksamkeit umstritten ist.

Symptome bei Vitamin B12 Mangel

Besonders ältere Menschen leiden häufiger unter einem Vitamin B12 Mangel, da ihr Magen nicht mehr so viel von dem Intrinsic-Factor mit dem Verdauungssaft produziert. Ohne dieses Glykoprotein aber kann der Körper kein Vitamin B12 aus der Nahrung aufnehmen.

Erste Anzeichen eines Mangels sind Müdigkeit, Depressionen, Konzentrationsschwäche, Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Gliedmaßen. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu Muskelschwäche, Verwirrung oder Verlust des Erinnerungsvermögens kommen.

Auch andere Krankheitsbilder wie Störungen der Dünndarmflora, Magen-Darm Erkrankungen, Leberfunktionsstörungen und bestimmte Medikamente können zu einem Vitamin B12 Mangel führen.

Vitamin B12: Vegane Präparate

Da Vitamin B12 ausschließlich in tierischen Nahrungsmitteln zu finden ist, sollten Veganer Vitamin B12 über entsprechende Präparate zuzuführen. Um diesem Bedarf entgegenzukommen, bieten heute viele Hersteller Vitamin-B12-Präparate an, die bewusst vegan hergestellt und teilweise sogar entsprechend zertifiziert sind.

Trotzdem gibt es erstaunlicherweise immer noch eine Reihe von Präparaten, auf die dies nicht zutrifft. Leider ist dies nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Veganer, die ganz sicher gehen wollen, können auf ein entsprechendes Zertifikat oder eine Ausweisung als veganes Präparat achten.

Dieser Artikel soll darüber informieren, worauf bei der Auswahl eines veganen Präparats zu achten ist, außerdem werden die Wirkstoffe, verschiedene kritische Zusatzstoffe und die korrekte Dosierung beschrieben.

Sind Vitamin-B12-Präparate vegan?

Vitamin B12 für Vitamin-B12-Präparate wird heute ausschließlich biochemisch mit der Hilfe von Mikroorganismen hergestellt und nicht – wie teilweise behauptet – aus tierischen Produkten extrahiert. Vitamin B12 als Wirkstoff ist also vegan. Auch Tierversuche finden, mit der Ausnahme von Vitamin-B12-Cremes, in der Regel nicht statt.

Nicht-vegane Zusatzstoffe in Vitamin-B12-Präparaten

Einige Vitamin-B12-Präparate enthalten jedoch nicht-vegane Zusatzstoffe (nicht aber bei Nature Power!). Zu den offensichtlichsten Zusatzstoffen zählen:

  • Laktose,
  • Gelatine und
  • Intrinsic Factor

Laktose wird vor allem in Lutschtabletten eingesetzt, Gelatine als Kapselhülle von Kapseln und Überzug von Tabletten, Intrinsic Factor als seltener Zusatzstoff in speziellen Präparaten.

Abgesehen von diesen eindeutig tierischen Zusatzstoffen, gibt es noch zwei Zusatzstoffe, die entweder tierischen oder pflanzlichen Ursprungs sein können:

  • Magnesiumstearat
  • Stearinsäure

Meist werden, auch aus ökonomischen Gründen, pflanzliche Quellen verwendet, jedoch nicht immer. Einige Hersteller geben die pflanzliche Herkunft eindeutig an (z.B: „pflanzliches Magnesiumstearat“). Das Fehlen dieser Angabe bedeutet aber andersherum nicht zwingend, dass der Stoffe tierischen Ursprungs ist. Generell sollte bei diesen Inhaltstoffen auf die Kennzeichnung „für Vegetarier geeignet“ geachtet werden.

Die wenigsten kritischen Zusatzstoffe finden sich generell in Spritzen/Ampullen und Kapseln, die meisten in Tabletten. Veganer sind darum mit Spritzen oder Kapseln meist deutlich besser beraten, als mit Tabletten.