Gentechnik: Unkontrollierbar, hochriskant und schädlich (4)

Ich möchte heute meine kleine Serie über die Risiken der grünen Gentechnik fortsetzen. Eine kleine Besonderheit heute: Es gibt auch positive Meldungen. Und die haben damit zu tun, dass an vielen Orten der Welt bereits auf die Aussaat von GVO-Pflanzen verzichtet wird.

Ich hoffe, ich kann bald mehr solcher Meldungen finden. Zeigen sie doch, dass der Mensch wohl doch zur Vernunft fähig ist.

Gentechnik ist eine Risikotechnologie

Eine aufmerksame Beobachtung und Kritik ist nötig, um die Menschen darüber zu informieren, was in den abgeschlossenen Labors und danach auf den Feldern vor sich geht. Nur so kann sich Widerstand formieren gegen Entwicklungen, deren Folgen unabsehbar, unkontrollierbar und unumkehrbar sind.

Lebensmittelbehörde verharmlost Risiken des Gentechnik-Raps von Monsanto

Testbiotech wirft der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA vor, die Risiken einer unkontrollierten Ausbreitung von gentechnisch verändertem Raps gezielt zu verharmlosen. Anlass ist ein Antrag der Firma Monsanto auf den Import keimfähiger Samen der Rapslinie MON88302 in die EU, die hier zur Gewinnung von Rapsöl und Futtermitteln eingesetzt werden soll. Ähnliche Rapspflanzen haben sich bereits in verschiedenen Regionen der Welt weit über die Äcker hinaus – beispielsweise entlang von Transportrouten – ausgebreitet. Auch die EFSA geht davon aus, dass Rapssamen beim Transport verloren gehen und gentechnisch veränderte Pflanzen verwildern werden. Dennoch behauptet die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA in ihrer Risikobewertung, dass das Risiko der Ausbreitung gering sei.

„Die Erfahrung mit Importländern wie Japan zeigt, dass die EFSA das Problem falsch einschätzt: Obwohl in Japan offiziell kein gentechnisch veränderter Raps angebaut wird, findet man diesen überall entlang der Straßen, Häfen und Fabriken, wo er transportiert oder verarbeitet wird. Schafft der Raps einmal den Gensprung in die Umwelt, kann er sich dort über Jahre unkontrolliert vermehren“, warnt Christoph Then von Testbiotech. „Treten dann wirtschaftliche oder ökologische Schäden auf, ist es zu spät für Gegenmaßnahmen, wenn sich die Ausbreitung der Transgene nicht mehr eindämmen lässt.“

Europa ist ein Zentrum der biologischen Vielfalt für Raps und verwandte Arten.

Experten befürchten, dass die transgenen Pflanzen ihr Erbgut deswegen auch in wilden Arten verbreiten können. Dabei kann der Pollen der Pflanzen über viele Kilometer mit dem Wind oder durch Insekten verbreitet werden. Der Samen der Pflanzen wird auch über den Kot von Rehen verschleppt, ohne seine Keimfähigkeit zu verlieren. Monsanto hatte spezielle Daten über die Überlebensfähigkeit von Pollen und Samen der Gentechnik-Pflanzen vorgelegt. Die EFSA hatte diese Untersuchungen wegen schwerer methodischer Mängel zurückgewiesen, aber erstaunlicherweise keine weiteren Untersuchungen verlangt.

Für Testbiotech stellt sich die Situation so dar, dass die Behörde die gentechnisch veränderten Pflanzen für sicher erklärt, obwohl gar keine entsprechenden Daten vorliegen.

Schwere Fehler bei der Bewertung gesundheitlicher Risiken

Testbiotech wirft der EFSA auch schwere Fehler bei der Bewertung gesundheitlicher Risiken vor: Nach Angaben von Monsanto ist der Raps MON88302 speziell dafür vorgesehen, häufiger und mit höheren Dosierungen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat (Marken wie Roundup) gespritzt zu werden. Doch hat die EFSA bei der Risikobewertung weder die Höhe der Rückstände in der Ernte berücksichtigt noch irgendwelche Fütterungsstudien mit den Pflanzen verlangt.

„Das Motto der EFSA scheint zu lauten: Wer nichts sucht, muss auch nicht befürchten, etwas zu finden. Eine Behörde, die behauptet, Monsantos Raps sei sicher, obwohl entscheidende Daten fehlen, handelt fahrlässig. So wird die EFSA ihrem Auftrag, ein hohes Schutzniveau für Mensch, Tier und Umwelt sicherzustellen, nicht gerecht“, erklärt Christoph Then.

Testbiotech fordert von der EU-Kommission und der Bundesregierung, die Risikobewertung der EFSA zurückzuweisen und den Import von keimfähigen Rapssamen in die EU zu unterbinden.

Gentechnikfreie „Juwelen“ aus Niedersachsen

Mit heimischen Eiweißpflanzen will das Land Niedersachsen Soja aus Südamerika ersetzen – zumindest teilweise. Dafür stellt Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) 520.000 Euro an Fördermitteln bereit. Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen oder Klee seien „Juwelen für den Ackerbau“, da sie den Boden fruchtbarer machen.

Diese Leguminosen sind in der Lage, Stickstoff aus der Luft im Boden zu speichern – so kann künstlicher Dünger eingespart werden. „Jeder Hektar einheimisch angebauter Leguminosen spart jedes Jahr zwischen 200 und 500 Liter Erdöl, weil auf Stickstoffdünger verzichtet werden kann, zu dessen Herstellung bekanntlich Öl oder andere fossile Brennstoffe benötigt werden“, erklärte Meyer in Hannover.

Mehrere deutsche Bundesländer sowie die Bundesregierung arbeiten zurzeit an Eiweißstrategien, um die Abhängigkeit der hiesigen Viehhaltung von importierten Futtermitteln zu verringern. Ein Grund: für Soja aus Südamerika werden Regenwälder abgeholzt, die Bohnen stammen oft von gentechnisch veränderten Pflanzen. Die Felder werden massiv mit Herbiziden besprüht, gegen die die Gentech-Pflanzen immun sind (oder besser: immun sein sollen).

In Niedersachsen sollen nun Demonstrationsbetriebe zeigen, dass es auch mit heimischen Eiweißpflanzen geht. „Das Projekt ist zukunftsweisend“, sagte Koordinator Eberhard Prunzel-Ulrich von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. „Denn es bietet bäuerlichen Betrieben neue Möglichkeiten und trägt zugleich in großem Maß zum Klimaschutz bei.“

Deutsche Viehmäster verbrauchen jährlich mehrere Millionen Tonnen Soja – nur 13 bis 20 Prozent sind Branchenexperten zufolge gentechnik-frei. Tierprodukte wie Milch, Fleisch und Eier, die ohne Gentechnik-Futter erzeugt wurden, können Verbraucher am „Ohne Gentechnik“- oder dem Bio-Siegel erkennen.

Nur noch 18 tschechische Bauern haben Gentechnik-Mais

Der Gentechnik-Anteil an der Maisproduktion ist in Tschechien erneut gefallen. Zuletzt bauten nur noch 18 Landwirte den Monsanto-Mais MON810 an, im Vorjahr waren es 31 gewesen. Die Fläche verkleinerte sich um fast ein Drittel, wie die Nachrichtenagentur CTK unter Berufung auf das Landwirtschaftsministerium berichtet.

Die Ackerfläche, auf der gentechnisch veränderter Mais wächst, verringerte sich dieses Jahr auf 1.750 Hektar. 2013 waren es 2.560 Hektar, 2012 noch 3.050 Hektar. Am größten waren die Gentechnik-Flächen im Jahr 2008, als 8.380 Hektar mit MON810 bebaut waren. Damals hatten noch 167 tschechische Bauern die Pflanze auf ihren Feldern.

MON810 ist zurzeit die einzige Gentechnik-Pflanze, die in der EU angebaut werden darf. Sie produziert aufgrund eines eingebauten Bakteriengens ein Gift gegen Insekten. Die mit Abstand größten Anbaugebiete gibt es in Spanien, gefolgt von Portugal und Tschechien. Insgesamt nahm der Monsanto-Mais letztes Jahr jedoch nur 0,13 Prozent der EU-Ackerfläche ein.

In Deutschland und einigen anderen Ländern ist der Anbau derzeit verboten. Allerdings ist eine Verlängerung der zehnjährigen Anbaugenehmigung überfällig – wird sie von der EU erteilt, müsste wohl auch das Verbot erneuert werden. Zudem könnte demnächst der Gentechnik-Mais 1507 von Dupont-Pioneer und Dow die Anbauzulassung erhalten.

Gentechnisch veränderte Pflanzen werden in der EU vor allem als Futtermittel in der Fleisch- und Milchproduktion eingesetzt. Sie werden überwiegend aus Nord- und Südamerika